gamescom 2012 – Finaler Tag: Der Paladin am Limit!

Ein letztes Mal noch, nur noch am Sonntag sollte ich mich unter die Menschen begeben. Als ich mich heute morgen aus meinem warmen Bett gequält habe, sollte ich noch nicht ahnen, welch kräftezehrender Tag mir bevorsteht. Ein Gefühl wird zur Vermutung und spätestens mit dem Eintreffen eines nahezu hoffnungslos überfüllten Zuges am Bahnhof Opladen zur Gewissheit. Es würde voll werden, verdammt voll.

Einige Minuten, viele Kubikmeter frische Luft und wenige Schritte später war ich wieder vor dem Eingang der gamescom. Welcome home!



Machen wir uns nichts vor: dass ich ausgerechnet am Sonntag nochmal herkommen sollte, war kein intellektuelles Glanzstück meinerseits. Da stehen sie alle, mehr oder weniger in Reihe neben Reihe und warten auf das erlösende Signal. Der Startschuss für dieses Rennen um den ersten Platz. Nur, dass dieses Rennen mehrere erste Plätze auf mehreren Bahnen besitzt. Wer hat welche Prioritäten, wer will welches Spiel sehen? Jeder läuft später sein eigenes Rennen. Ego-Trip? Nicht wirklich. Später relativiert sich sowieso alles, wenn unzählige Besucher solidarisch in den Schlangen anstehen. Gespickt mit Schildern, die einem stellenweise mit Schrecken offenbaren, die Wartezeit würde ab hier 3, 4, 5 oder sogar 8 Stunden betragen.





Wie es der Zufall so wollte, habe ich an diesem Tag Scoreville von Nerdbash! getroffen. Am Samstag hatte er sich schon mit DaRuX getroffen. Sehr angenehmer Kollege, wir konnten uns über diverse Eindrücke und Spiele der Messe austauschen und erklärte sich spontan für eine Aufnahme zu RAW UNBLOGGED STUFF Vol. 3 bereit. Besten Dank nochmal an dieser Stelle und hoffentlich können wir in Zukunft bald auch mal wieder was machen. Anschließend haben wir uns direkt auch mal spontan in die „Tomb Raider“ Schlange eingereiht. Wartezeit ca. halbe Stunde, sollte nicht zu hart sein. Dann jedoch der erste Ausfall. Keine zwei Meter vor uns kippte einer der Messebesucher aus den Latschen. Es war noch nicht mal 10 Uhr morgens. Kreislauf. Ich muss an dieser Stelle nochmal sagen, dass einige Besucher sich selbst ein wenig überschätzen. Vielleicht hatte der Kollege schon eine längere Anreise hinter sich, jedenfalls war es schon morgens ziemlich warm. Trinken, Trinken und nochmals trinken, was wichtigeres gab es eigentlich kaum. Ein paar Minuten später ging es ihm wieder besser, auch wenn ich glaube, dass für den armen Teufel der Großteil des Tages gelaufen war. Die Vorführung sollte fast 40 Miunuten dauern, das war eine Menge Holz für mein Zeitbudget. Die Zeit verging eigentlich ziemlich fix, angespielt habe ich das Spiel aber dann nicht mehr, da ich noch ein wenig von der gamescom sehen wollte.

Steam. Mal davon abgesehen, dass ich noch eine Erklärung abzugeben habe, was mich und diesen Anbieter für Spieledownloads betrifft, war es der Stand von Steam, der sich am besten dem Spirit dieser Messe angenähert hat. Die Jungs von Ronimo Games waren wieder da und haben Awesomenauts präsentiert und Scoreville und ich haben uns direkt mal für zwei Spielerunden zur Verfügung gestellt. Auch wenn ich das Gefühl hatte, diesmal alles mehr oder weniger richtig zu machen, die zweite Runde war für mich in leistungstechnsicher Hinsicht ein Desaster. Trotzdem nach wie vor höchst spaßig. Da war es wieder, dieses tolle Gefühl. Da sind drei ziemlich gut gelaunte Kerle, die da ihr Spiel auf dieser Messe den Leuten präsentieren, mit ihnen zusammen eine, zwei oder mehr Runden spielen und sich darüber austauschen. Eine ziemlich angenehme Atmosphäre hier. Das spricht jetzt nichts gegen die anderen Entwickler die hier waren, um unter anderem „Trine 2“, „Toki Tori 2“, „Endless Space“, „Castle Crashers“, „Hotline Miami“, „Tiny and Big: Grandpa’s Leftovers“ und „Death Rally“ vorzustellen und von den Besuchern ausprobieren zu lassen. Hier war Magie am Werk. Das, und die unzähligen Steam-Codes, die von zwei mehr oder weniger witzigen Damen mal verteilt worden sind, haben für eine Menge Zulauf gesorgt. Das muss man Valve lassen, die wissen, wie man gute Promotion-Aktionen durchführt.




Die Capcom Gaming Area bot mir „Lost Planet 3“, „DmC – Devil may Cry“ und „Resident Evil 6“ als anspielbare Versionen, war aber in Sachen Wartezeit schon gut gefüllt. Da ich „Resident Evil 6“ aber schon fest vorbestellt habe und in weniger als 2 Monaten selbst spielen werde, genügten mir die Trailer. Bis auf deren DLC-Politik gibt es an Capcom nichts auszusetzen. Mir geht ein wenig die Luft aus, ich beschließe erstmal eine Pause zu machen. Das merkt man erst, wenn man ein paar Stunden auf den Beinen ist, wie einem die Lauferei strapaziert. Trinken, Trinken und Trinken! Draußen wird die Luft langsam fies. Jeder Gang nach draußen ins das Sonnenlicht und die Temperaturen draußen wird zur Bewährungsprobe. Der Wind bläst mir wie ein Haartrocker mit trocken-heißer Luft ins Gesicht. Lediglich die verdunstenden Schweißperlen in meinem Gesicht geben mir die notwendige Kühlung.







Ja, wieder Sony. Im Gegensatz zu anderen Ausstellern hat Sony ihre sogenannte Fastlane auch für die Presse eingerichtet haben und nicht nur einem exklusiven Zirkel von Leuten, die durch einen bestimmten Kundenstatus priviligert genug sind, sich nicht in die verdammt große Warteschlange einzureihen. Dazu muss ich auch nochmal was loswerden. Die Fastlanes sind prinzipiell keine schlechte Idee, aber hinterlässt einen fiesen Beigeschmack von „1. Klasse“ und „2. Klasse“. Was bei Bahnfahrten (stellenweise nicht wirklich) funktioniert, muss noch lange nicht in der Gamingcommunity funktionieren. Ich konnte jedenfalls wieder ein bisschen Sony-Luft schnuppern und den Tobias habe ich auch wieder getroffen, diesmal hatten wir ein bisschen mehr Zeit uns zu unterhalten. Was ich vorher nur vage vermutet hatte, bestätigte mir Tobias unverblümt; dass die Messehosts einen ziemlich harten Job haben. Vorbereitung, Besprechung, der eignetliche Messetag, am Sonntag auch der Abbau. Glaube nicht, dass er vor 4 oder 5 Uhr morgens zu Hause war. Meinereins geht früher nach Hause, weil er genug hat oder er einfach nur K.O. ist. Er hat diese Option nicht wirklich. Hoffentlich ist die Bezahlung anständig. Ich zweifle erneut. Aber anders. Da sind diese Leute hier und stellen mit viel Schweiß und Mühen eine Riesenshow auf die Beine, und wir konsumieren letztlich nur. Sind wir überhaupt dankbar genug für das alles. Ich meine, das sind diese Menschen hier, verdammt viele Menschen, stellenweise noch Kinder, bezahlen Eintritt, drängen sich zu Tausenden und Abertausenden auf das Gelände und verlangen Spiele und Loot. Es wird ihnen geliefert, aber was kommt zurück? Ich lese auf diversen Kanälen immer nur das übliche Genörgel: zu voll, zu laut, mir ist warm, alles scheisse, Leipzig war besser, mimimimimimi~. Ist das deren Ernst? Ich finde das beschämend.

Liebe Koelnmesse, liebe Aussteller der gamescom 2012, ich werde stellvertretend für viele der auf der gamescom 2012 anwesenden Besucher sprechen, wenn ich sage: Vielen, vielen lieben Dank. Für das, was ihr hier geleistet habt, für die Spiele, die Shows, für eine tolle Atmosphäre und den Teil des gamescom-Gefühls, der mich auch nächstes Jahr wieder nach Köln ziehen wird.




Die Menschenmassen zeugen von dem Teil der gamescom, den Scoreville von Nerdbash! als „Loot-Convention“ betitelt hat. Besser könnte ich es auch nicht formulieren. Es war laut und voll, die Wärme fordert erste Opfer, die ersten Deodorants versagen kläglich. Was will man von einem mit Tausenden Menschen gefüllten Halle an einem Sonntag mit ca. 37 Grad Celsius Außentemperatur auch anderes erwarten? Ein Narr, der ahnungslos reingeht und ziemlich schnell den warmen Lufthauch der Realität spüren wird. Und den einen oder anderen Ellenbogen in den Rippen, wohlbemerkt nie beabsichtigt, lediglich versehentlich.

Immerhin, für die Leute die ihre letzte Kohle nicht für Getränke ausgeben, gibt es hier Investitionsmöglichkeiten in eine zeitlose Wertanlage: lizenziertes Merchandise. Game Legends hat seinen Ausstellungsbereich im Gegensatz zum Vorjahr scheinbar noch vergrößert. Leider bin ich monetär am Ende, sonst hätte ich vermutlich das eine oder andere Kleinod meiner Sammlung von belanglosem sentimentalem Krimskram mit Videospielebezug hinzugefügt. So ist die Entscheidung über den Kauf lediglich vertagt. Fair genug, finde ich.







Die eSports-Area war auch heute gut besucht gewesen. Gerade die großen Bühnen zu „StarCraft II“ und „League of Legends“ haben verdammt viele Zuschauer. Abseits präsentierten verschiedene Aussteller auf ihren (stellenweise) Highend-Geräte diverse Titel, wie z.B. das neue „Tribes: Ascend“ oder auch „Shootmania Storm“, welches ziemlich gut ankommt und das Erbe von „Quake 3: Arena“ antreten könnte als reiner skillbasierter Shooter.

Es wird immer voller, der Strom an Besuchern scheint nicht abzunehmen. Ich bin kein Klaustrophobiker oder so, aber es wird mir zu eng. Schwer und schwer fällt es mir, mich durch die Menschenmassen zu bewegen. Wenn ich glaube, dass ich mal ein für mich normale Gangtempo erreicht habe, dass ich schnell die Halle verlassen könnte, gibt es das nächste Hindernis. Ein Menschenmenge folgt der nächsten. Ein Instinkt wird in mir wach, sucht im Eiltempo die beste Route und begibt sich aus der Halle. Es war keine Flucht im eigentlichen Sinne, dafür war ich noch zu langsam. Ich war nicht in Panik, aber trotzdem spürte ich, wie sich mein Zustand verschlechterte. Meine Getränke waren leer, ich hatte Kopfschmerzen und alles in meinem Kopf schrie mich an, mich hierraus zu begeben. Keine Hetze, immer schön den Anschein von Normalität wahren. Kurz vor dem Ausgang dann das: drei seltsame Gestalten mit ihren bemitleidenswerten blauen 16er USK-Handschellen, die mich ungeniert um einen roten Nachweis ihrer nicht vorhandenen Volljährigkeit anbetteln. Ich dachte, ich höre nicht richtig. Ich dehydriere und will hier raus und die da betteln, damit sie Spiele anspielen dürfen, die nicht für ihre Altersklasse in Deutschland freigegeben sind? Mal davon abgesehen, dass ich eh kein Armband hatte, bin ich nach einem kurzen Kommentar an ihnen vorbei und den Ausgang raus. Ic hbin erschöpft, fix und alle. Die Kopfschmerzen nehmen zu, eine Sonnenbrille dämpft das Geschehen da draußen für meine Augen erträglich ab. Und trotzdem bin ich glücklich. Ich habe das gesehen, was ich sehen wollte, habe so viel wie möglich an Erfahrungen und Eindrücken von der Messe mitnehmen können und über meinen Blog zu euch transportiert. Ich habe meine Pflicht erfüllt, und mehr noch als das. Es war ziemlich anstrengend, aber ich würde es jederzeit wieder machen. Versprochen!

Endlich. Ich bin draußen. Es ist kurz nach 14 Uhr und ich kapituliere. Der Promotionstand von Coca Cola Zero versorgte die Messegänger wieder mit kostenloser, eiskalter Pflanzenbrause. Jede Zelle in meinem Körper scheint die Flüssigkeit aufzunehmen, während mein Hals wegen des unangenehmen Prikelns der Kohlensäure die Prozedur schmerzerfüllt aber unkomentiert über sich ergehen lässt. Die nächsten Minuten meines Heimwegs sollte ich erstmal ausreichend versorgt sein. Auf meinem Weg zum Bahnhof ist ein Musiker mit drei GameBoys und einem Verstärker und produziert das meiner Ansicht nach musikalische Highlight der ganzen Messe. Ich blicke noch einmal zurück. Es scheinen mittlerweile ebenso viele Besucher hineinzugehen, wie auch wieder rauskommen. Knapp 4 Stunden noch hat die Messe geöffnet, knapp 4 Stunden noch das volle Programm an Show, Games, Musik, Feiern. Der Teil von mir, der ziemlich dringend eine Dusche vertragen kann, dreht sich um und tritt den Heimweg an.

gamescom, wir sehen uns nächstes Jahr. Ich freue mich schon.