Review – Gears of War 1-3

So, endlich fertig. In mehr als einer Hinsicht. Eigentlich sogar in ziemlich genau dreierlei Hinsicht.

Ich habe die komplette Trilogie durchgespielt.

Es war kein leichtes Unterfangen, stellenweise habe ich ein wenig Frust geschoben. Mit fortschreitender Dauer meines Erlebnisses wurde aus Frust langsam immer mehr Freude und zuletzt stellenweise ehrfürchtiges Staunen. Aber fangen wir am Anfang an. Nennen wir mal das allererste Pferd beim Namen: Unfair!


Marcus: „Die sehen auch, dass wir keine Kekse verkaufen.“

Leicht hat es mir „Gears of War“ nicht gemacht. Der erste Teil erschien gegen Ende 2006, knapp ein Jahr nach Release der damals noch sehr jungen Xbox 360. Und leider nicht in Deutschland, da die USK eine Kennzeichnung verweigerte. Dies ermöglichte später eine Indizierung des Titels, auf die ich hier jetzt nicht weiter eingehen werde, sondern dies in einem anderen Artikel behandeln werde, der sich derzeit auf meinem Blog in Arbeit befindet. Das letzte Mal lag „Gears of War“ im Jahr 2010 in meiner Xbox, ich hatte es nur kurz angespielt und erstmal ad acta gelegt. Zu ungelenk und schwerfällig erschien mir das Spiel seinerzeit. Mit bevorstehendem Release des dritten Teils, auch in Deutschland, stockte ich meine Sammlung um den zweiten Teil auf und nahm mir den Erstling nochmal zur Brust. Und oh große Überraschung: das Training durch andere Titel auf meiner Konsole hat sich bezahlt gemacht. Ich habe einen sehr geschmeidigen Einstieg in das Spiel bekommen und konnte fortan erstmal nicht die Finger vom Pad nehmen.

Die Story sollte hinlänglich bekannt sein, dennoch hier nochmal für euch in aller Kürze heruntergerissen. Auf dem Planeten Sera wird die Menschheit eines Tages von einem bis dato unbekannten Feind angegriffen: den vormals unterirdisch lebenden Locust. Seit dem als E-Day (Emergence-Day = Tag des Aufstiegs) bekannten Tag sind viele Jahre vergangen. Menschen und Locust bekämpfen sich bis aufs Blut. Ihr schlüpft in die Rolle von Marcus Fenix, der im Gefängnis einsitzt, als er damals während eines Angriffs der Locust seinen Posten verlassen hat, um seinen Vater Adam Fenix zu retten. Leider vergeblich. Ihr werdet von eurem Freund Dominic Santiago befreit, bekommt eure Rüstung und eine Waffe und schließt euch wieder ruck-zuck der Armee an. Storytechnisch anfangs eher mageres Wasser, aber dafür werdet ihr nach und nach mit einer wirklich bombastischen Inszenierung belohnt.

Gespielt wird aus der 3rd-Person-Perspektive. Das Spielprinzip lautet Cover-Shooter. Und wie später (im zweiten Teil dem zweiten der Carmine-Brüder) erklärt wird, ist die goldene Regel im „Gears of War“-Universum allgemeingültig: „Bleib in Deckung und du bleibst am Leben!“ Und tatsächlich passiert scheinbar nicht viel mehr, als sich durch die linearen Gebiete zu ballern und immer wieder aus der Deckung heraus den Feind mittels verschiedener Argumentationsverstärker in ein Nudelsieb zu verwandeln. Oder Shish-Kebab. Stein des Anstoßes der BPjM für die Indizierung dürfte vor allem eine Standardwaffe im Spiel sein: der Lancer. Dieser ist mit einem Kettensägenbajonett versehen, welches nach kurzer Anlaufzeit aus nahezu jeden Gegner im Nahkampf Hackfleisch macht. Natürlich mit ordentlich Ketchup versteht sich. Eine Besonderheit, die man nach kurzer Eingewöhnung eigentlich nicht mehr missen möchte, ist das aktive Nachladen. Ladet ihr nach, wird eine Leiste angezeigt, auf der sich ein Zeiger von links nach rechts bewegt. Drückt ihr weiter nichts, ist die Waffe nachgeladen, wenn der Zeiger ganz rechts angekommen ist. Drückt ihr die Taste zum Nachladen erneut und trefft dabei in dem markierten Bereich, seid ihr erfolgreicht und die Waffe ist schneller nachgeladen. Neben dem markierten Bereicht ist ein viel kleinerer heller Bereich, trefft ihr diesen beim Nachladen seid ihr nochmals schneller und erhaltet einen Schadensbonus. Klingt wie ein Gimmick? Nein, in brenzlige Situationen entscheided das Active Reload über Sieg und Niederlage. Wenn man den Bereich nämlich mit dem Tastendruck verfehlt, blockiert eure Kanone und das Nachladen dauert wesentlich länger. Das sollte einem nicht passieren, wenn gerade ein Trupp von ca. 6 Locust auf eure Position zugeht. Davon mal abgesehen, macht das Spiel in Sachen Steuerung keine Fehler. Auf alle Eingaben mit dem Pad reagiert das Spiel perfekt, und selbst die Trägheit der Spielfigur (speziell das Lenken beim beim Sprinten), an die man sich sicherlich erstmal gewöhnen muss, stört nach kurzer Eingewöhnungszeit überhaupt nicht mehr. Der Wurf von Granaten lässt sich anhand einer visuell dargstellten Flugbahn (inkl. Abprallern) gut bewerkstelligen, vorbei sind also die Zeiten von stundenlangem Ausprobieren, um die Flugbahn von Granaten näherungsweise rauszufinden.

Abwechslung im Spiel ist vorhanden. Neben einigen Abzweigungen, einer Fahreinlage, diversen Bosskämpfen die durchaus strategisch angegangen werden müssen, einem interessanten Wechselspiel von Licht und Schatten sowie der für damalige Verhältnisse eindrucksvollsten Zugfahrt in einem Shooter, ist es besonders der stellenweise sehr rauhe Humor zwischen den Figuren, der euch öfters auflachen lässt, als ihr eigentlich wollt. Und das ziemlich düstere Geschehen auflockert. Das Gefühl von Bedrohung, Gefahr und den Nachwirkungen eines Krieges, der auf beiden Seiten zuviele Opfer forderte, prägt die Atmosphäre von vorne bis hinten. Ein leicht trauriger Unterton. Nachteile sind, wie bei dem Erstling zu vermuten, aber durchaus vorhanden. So ist die KI eurer Teamkollegen in diversen Situationen dümmer als ein Stück Knäckebrot. Gerade in den Bossbegegnungen dürft ihr nach ca. 20 Sekunden den ganzen Scheiss selbst erledigen, da sich euer Teamkamerad. Was auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad die Kämpfe stellenweise unfair schwer macht. Coop ist schon fast Pflicht. Entweder über Splitscreen oder über die anderen bekannten Methoden könnt ihr mit einem Mitstreiter losziehen. Hier ist es auch möglioch, euch von eurem Kollegen wiederbeleben zu lassen, solltet ihr am Boden sein. Das funktioniert leider nicht in den Abschnitten, in denen ihr zwangsweise getrennt unterwegs seid und sorgt speziell bei ungeübten Kollegen für frustige Momente. Die Unfairness an einigen Stellen wird sowohl im Singleplayer, als auch im Coop eure Geduld auf eine harte Probe stellen. Ein richtiges Speichersystem existiert nicht, an bestimmten Punkten im Spiel erstellt das Spiel einen Checkpoint, an den ihr, solltet ihr kläglich versagen, zurückkehrt. Ladezeiten sind relativ gering und treten im normalen Spielverlauf höchst selten auf. Selbst der Wechsel zwischen den Abschnitten gelingt fließend. Schaffen die wenigsten modernen Spiele, und das hier ist ein Klassiker.

Den Multiplayer von „Gears of War“ habe ich noch nicht getestet, da mir die zusätzlichen Kartenpakete noch verwehrt sind. Und Ich werde übetr die Multiplayererfahrungen in „Gears of War“ und auch deren Nachfolger an anderer Stelle schreiben, oder vielleicht auch gar nicht. Mal sehen.

Soundtechnisch und grafisch gehörte „Gears of War“ zum Release zur absoluten Creme de la Creme. Und auch heute noch überzeugt die schmutzige, trostlose braun-in-braune Welt. Musik wird meist in dem Kämpfen oder Schlüsselszenen betont eingeseztzt, nimmt in ruhigen Momenten aber keine größere Rolle ein. Das Klingt schlimmer als es ist, faktisch ist der Sound in Gears of War mehr als nur schmückendes Beiwerk, es erzeugt eine bestimmte Stimmung beim Spieler. Denn von den markigen Sprüchen mal abgesehen geht es ernst zur Sache. Ihr seid da in diesem Krieg und die Kacke ist am dampfen. Überall. Permanent. Und eine Aussicht auf Erfolg gibt es in diesem Krieg schon seit Jahren nicht mehr wirklich. Zivilisten, die z.T. jegliche Hoffnung in die Armee verloren haben, zerstörte Städte, übermächtige Feinde… wo ist die Hoffnung? Der Spieler? Kommt darauf an.

Der Spieler übernimmt die Rolle dieser Muskelpakete und wird damit ein Teil dieses Krieges. Und auch wenn man Gegner um Gegner erledigt, das nächste zehrende Gefecht wartet hinter der nächsten Ecke. Man fragt sich stellenweise, was passieren würde, wäre Marcus Fenix nicht aus der Zelle rausgekommen… hätten ihn die Locust einfach erledigt oder langsam sterben lassen? Wie wäre es um den Rest des Delta Squad geschehen? Hätten sie die Ereignisse des Spiels selbst zustandebringen können? Und selbst am Ende triumphiert ihr nur scheinbar, feiert nur den Sieg über das Spiel. Der Feind jedoch ist alles andere als besiegt. Abseits der Gewalt wartet „Gears of War“ mit einer persönlichen Auseinandersetzung mit dem Thema eines Krieges auf den Spieler. Einem Krieg, dem man nicht gewinnen kann. Tod und Verlust sind omnipräsent. Wenn man sich darauf einlässt, ist „Gears of War“ hervorragende Action-Unterhaltung mit mehr Tiefe, als es anfangs zu erahnen ist.

„Gears of War“ hat keine Alterseinstufung durch die USK erhalten und ist hierzulande durch die BPjM indiziert worden. Die kostenlosen Zusatzinhalte lassen sich aufgrund einer IP-Sperre nicht aus Deutschland heraus legal herunterladen.

– Name und Systeme:
Gears of War (360, Windows PC)

– Spieleranzahl:
1-2 (offline), 2-8 (online)

– Mehrkosten:
keine Mehrkosten, zwei kostenlose Kartenpakete (nicht in Deutschland und/oder auf deutschen Accounts verfügbar)

– gelungen:
Musik, Soundkulisse, Grafik, taktisches Deckungssystem, Actiongehalt, der Lancer als Nah- und Fernkampfwaffe zugleich

– weniger/nicht gelungen:
Schwierigkeitsgrad stellenweise unausgeglichen und gerade in der Singleplayer-Kampagne stellenweise unfair, Kampagne ein wenig zu kurz

– hätte besser sein können:
wenig Abwechlsung in der Kampagne, fehlende Wiederbelebung durch einen Kameraden im Singleplayer, KI-Verbündete keine besonders große Hilfe

– Kaufempfehlung für:
Fans knackiger Action und markanter Sprüche, Shooter-Gamer, Co-Op-Spieler

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Da sich gewisse Merkmale natürlich wiederholen, werde ich nicht zu genau auf die offensichtlichen Gemeinsamkeiten eingehen und mich größtenteils auf das konzentrieren, was besser gemacht worden ist bzw. verändert worden ist. Zum Beispiel das generelle Spielgefühl und solches Zeugs.


Dizzy: „Hier drinnen ist es dunkler als in meinem Arsch.“

Der zweite Teil setzt an den ersten an, seit diesem ist einige Zeit vergangen. Die Locust sind (oh große Überraschung) nicht ausgelöscht. Nach und nach versinken die Städte der Menschen auf dem Planeten Sera und die letzte Stadt und Festung der Menschen, Jacinto, steht unter gehörigem Druck durch die Angriffe der Locust. Die Menschen versuchen in einem Großangriff auf die Locust das Schicksal dieses Krieges noch zu wenden. Wenn ich versuchen würde, mehr zu erzählen, laufe ich Gefahr, zu sehr zu spoilern, daher müsst ihr euch mit diesem Fetzen begnügen. Sorry. Was ich sagen kann ist, dass ihr den Kampf nicht nur oberirdisch austragt, sondern den Krieg nach unten zu den Locust bringt, und das wesentlich mehr als noch im ersten Teil. Ihr bekommt einen neuen Typ von Granate und einige neue Waffen. Aktives Nachladen und das bekannte visuell unterstützte Granatenwerfen ist auch wieder mit von der Partie. Neu ist, dass ihr die Gegner mit den Granaten „taggen“ könnt oder diese für eine Falle an Wänden befestigt. Sehr hilfreich.

Was den zweiten Teil vom ersten abhebt, ist das Drama, welches nun Einzug in die Spielereihe gefunden hat. War die Story im vorherigen Teil noch in etwa so ausführlich erzählt, wie im zehntausendsten Call of Duty Aufguß, geht man hier deutlich persönlicher an die Sache heran. Dominic Santiago sucht nach seiner Frau, da beide sich aus den Augen verloren haben… und ihr Wiedersehen wird euch als Spieler erschüttern. Das Wiedersehen mit einem befreiten Kameraden endet in einer Katastrophe. Ihr werdet Zeuge eines Krieges unter den Locust. Eine Begegnung mit der Königin der Locust wird weitreichende Konsequenzen haben. Diese persönlichen Schicksale lassen den Spieler ein ums andere Mal direkt teilhaben.

Kein Zweifel, mit dem zweiten Teil fährt Epic das ganz große Kino auf. Die Action kommt dabei an keiner Stelle zu kurz. Was um ein vielfaches verbessert worden ist, ist neben der KI von Freund und Feind auch die Fairness. Nun können euch auch eure KI-Verbündeten wiederbeleben, solltet ihr am Boden liegen. Eure Mitstreiter wurden in der Fortsetzung auch nicht mehr zu Kanonenfutter degradiert, sondern können nun auch austeilen. Eine echte Teamarbeit im Coop ist nach wie vor vorzuziehen, aber diesmal ist der Singleplayer nicht an der Grenze zur Unfairness, sondern bleibt trotz KI-Kollegen jederzeit fair und ausbalanciert. Die Rücksetzpunkte sind gut verteilt und lassen zu keinem Zeitpunkt zu wünschen übrig.

Abwechslung wurde für das Sequel groß geschrieben, deswegen dürft ihr neben verschiedenen Fahrzeugmissionen (mal als Fahrer/Reiter, mal als Bordschütze) und dem Besuch einiger interessanter Orte nicht an Langeweile sterben. „Gears of War 2“ hat sicherlich einige sehr gut inszenierte Bosskämpfe, die euch noch länger in Erinnerung bleiben werden. Es gibt einige neue Gegnertypen. Gelegentlich gibt es sogar einige einfache, aber gut umgesetzte „Schalterrätsel“ zu lösen. Klar, das typische „alle-paar-Meter-ein-Gemetzel“ wurde zwar beibehalten, trotzdem hat man aus der Spielmechanik hier ein bisschen mehr gemacht. Der Humor kommt passend und lockert stellenweise das bedrückende Szenario auf. Oder wann habt ihr schonmal einem Riesenwurm in seinem Inneren einen Kettensägenbypass gelegt? Leider gibt es einen kleinen Faux-pas an einer bestimmten Stelle, an der eigentlich die Trauer im Vordergrund stehen sollte und der betreffende Teamkollege ungeachtet der Situation weiterhin sein Standard Sprüche-Repertoire ablässt. Schade eigentlich. Trotzdem ist das Meckern auf ziemlich hohem Niveau.

Denn in Sachen Grafik und Sound hat man dem Vorgänger um Längen getoppt, auch wenn weiterhin dunkle Erdtöne den dominanten farblichen Fokus im Spiel setzen. Die musikalische Untermalung erreicht mit dem zweiten Teil mindestens Kino-Qualität und braucht sich hinter gewaltigen Namen wie Hans Zimmer und Harry Gregson-Williams nicht zu verstecken. Ende 2008 war Gears of War 2 auf der Xbox 360 State-of-the-Art und sieht knapp 3 Jahre später immer noch hervorragend aus. Eines der Qualitätsmerkmale der Gears-Reihe, sicherlich, dass die Spiele sehr gut altern. Ich wage zu behaupten, dass sich die Reihe auch in 10 Jahren noch so hervorragend spielen lässt wie zum jetzigen Zeitpunkt.

Sicherlich ist eines der Highlights die Begegnung mit der Locust Königin Myrrah. Oder die Reise durch den Wurm. Oder die Untersuchung einer Forschungseinrichtung. Oder die wachsende Erkenntnis, dass der Wunderkraftstoff Imulsion mehr ist, als es zu sein scheint. Waren im ersten „Gears of War“ Teil Andeutungen vorhanden, so wurden diese kontinuierlich im zweiten Teil ausgebaut. Actiontechnisch alles wie gewohnt beim Alten: ganz großes Action-Kino. Multiplayer-Modi in Massen vorhanden, leider lassen sich die Zusatzinhalte für Multipalyer und Kampagne in Deutschland durch die IP-Sperre von Microsoft nicht auf legalem Wege herunterladen. Und trotzdem: wer den ersten Teil mochte, wird den zweiten Teil lieben! Dieser ist nach wie vor durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert.

– Name und Systeme:
Gears of War 2 (360)

– Spieleranzahl:
1-2 (Kampagne), 2-5 (Online Co-Op), 2-10 (Multiplayer on- und offline)

– Mehrkosten:
alle Kartenpakete und ein zusätzliches Kampagnenkapitel (nicht in Deutschland und/oder auf deutschen Accounts verfügbar) für insgesamt 800 MSP erhältlich, seperat jeweils 400 MSP (bzw. 560 MSP für das Dark Corners Kartenpaket)

– gelungen:
Musik und Soundkulisse in Kinoqualität, verbesserte Grafik, Actiongehalt, größere Waffenauswahl, verbessertes Feintuning, mehr Abwechslung während des Spiels, Schwierigkeitsgrad ausgeglichen, lange Kampagne

– weniger/nicht gelungen:
nichts

– hätte besser sein können:
KI der Mitstreiter und Gegner nur minimal verbesserungswürdig

– Kaufempfehlung für:
Fans knackiger Action und markanter Sprüche, Shooter-Fans, Co-Op-Teamspieler und Multiplayer-Enthusiasten

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Willkommen zum letzten Teil der Trilogie. Das Worst-Case-Szenario ist eingetreten, die Menschheit hat eigentlich keinen Zufluchtsort mehr als die Meere und einige isolierte Inseln auf Sera. Die von der Imulsion infizierten Locust, als Leuchtende bekannt, breiten sich parasitär auf ganz Sera aus.


Augustus: „Wissenschaftlich ausgedrückt? Sein Hirn muss zum Arsch raus!“

Mal wieder in der Rolle von Marcus Fenix befindet ihr euch zum Start des Spiels auf dem Trägerschiff Raven’s Nest und bekommt nicht nur Besuch von einem verschollen geglaubten Funktionär der ehemaligen Regierung… und kurz darauf einem Stoßtrupp Leuchtender, die euch nur zu gerne die Radieschen von unten sehen lassen wollen. Eine Botschaft aus dem Grab und die Erkenntnis, dass Totgeglaubte wesentlich länger leben.

Wer sich den einen oder anderen Screenshot angesehen hat, wird sicherlich eine kleine Veränderung feststellen. Visuell ist es zwar nicht so bunt wie „Bulletstorm“, doch hat man sich in Sachen visueller Präsentation sicherlich ein wenig an diesem Titel bedient. Wie schon im zweiten Teil üblich werden hier wieder die harten Geschätze in Sachen Grafik, Sound und Musik aufgefahren. Und auch das Drama hat wieder Einzug gehalten. Es gibt zwei, drei Schlüsselstellen im Spiel, wo einem, wenn man sich auf das Drama einlässt, sprichwörtlich die Luft wegbleibt. Einer der atmosphärisch beklemmendsten Level ist sicherlich die Stadt Char, welche damals zu Anfang des Krieges ein Ziel der „Hammerschläge“ war, einem Angriff mit dem Hammer der Morgeröte, der die gesamte Stadt ausgelöscht hat… und deren Tote überall als Mahnmal aus Asche stehen. In Sachen Emotionalität steht der dritte Teil auf gleicher Stufe mit seinem direkten Vorgänger und weiss ihn an einigen Stellen zu übertrumpfen.

Es gibt erwartungsgemäß einige neue Waffen und einen neuen Granatentyp. Spielerisch bleibt auch hier alles beim Alten: Deckung und Schießen! Nahkampf mit dem Lancer, Granaten, alles wie gehabt. Durch die Leuchtenden muss aber ein wenig umgedacht werden. Diese explodieren bei ihrem Ableben und verteilen Imulsion, die euch Schaden zufügt. Je größer der leuchtende Gegner ist, umso mehr Schaden steckt ihr ein, wenn ihr zu nah dran seid. Davon abgesehen haben die Leuchtenden eine offensichtliche Schwachstelle, einfach auf den hellsten Teil an deren Körpern zielen und nach wenigen Treffern liegt der Gegner zerplatzt als leuchtende Soße auf dem Boden. Leider nicht mehr ganz so abwechslungsreich wie noch im zweiten Teil, aber der Unterwasserlevel wird euch mit Sicherheit noch lange im Gedächtnis bleiben. Spielerisch hat sich einiges getan, ihr seid nun in einem größeren Verband unterwegs. Das bedeutet nicht nur, dass ihr den Coop-Modus auch mit bis zu 4 Mitspielern angehen könnt. Sondern auch, dass nun fast immer ein Teamkollege in der Solokampagne bereit steht, der euch hochhelfen kann, solltet ihr eine Kugel zuviel geschluckt haben. Das macht den Spielfluss ein wenig schneller und vielleicht auch einfacher, ihr bekommt die Solokampagne gefühlt schneller durch als in den beiden Vorgängern. Der Umfang ist aber nicht auf dem selben Level wie „Call of Duty“ oder Konsorten, es wird immer noch ein ziemlich umfangreiches Action-Spektakel auf euren Fernseher gebracht, das sich hinter anderen Genregrößen nicht zu verstecken braucht. Hatte der erste Teil stellenweise noch ein wenig Underdog-Experimentalcharakter und war der zweite nun endgültig im Shooter-Genre etabliert, lässt der dritte Teil die Muskeln erst so richtig spielen.

Leider, und ich muss es wirklich beim Namen nennen, hat mit dem dritten Teil der DLC-Wahnsinn vollends Einzug gehalten. Neben einem Season-Pass (umgerechnet 30€) für die ersten vier Multiplayer- und Story-DLC, gibt es eine unüberschabare Anzahl an Waffenskins für den Multiplayer-Modus, die im Komplettpaket bereits die reduzierte stolze Summe von umgerechnet 40€ kosten. 40€!!! Das schmerzt nicht nur, das entbehrt jeglicher Logik. Davon mal abgesehen ist der erste Haupt-DLC (Einzelwert umgerechnet knapp 10€) zum Herunterladen legidlich eine Freischaltung für den Inhalt, der bereits auf der Disc vorhanden ist. Und wer jetzt „Azocke“ ruft, hat damit vollkommen recht. Wie Epic das auch noch begründet, entbehrt jeglicher Logik. Der Kampf gegen Gebrauchtspiele, Kompatibilität, und anderes übliches ausweichendes Geschwätz. Es schmerzt, dass ich diesen Punkt überhaupt vorbringen muss, dennoch hat es mit der „kompletten“ Spielerfahrung zu tun und ich wollte diese Geschäftspraktik gegenüber den zahlenden Kunden nicht verheimlichen. Obwohl Cliff Bleszinski von Epic auch im Netz präsent ist, reagiert er nicht auf Kritik diesbezüglich, sondern gibt dann lieber gegenüber der Presse die üblichen Argumente vor. Für mich hat es insofern Konsequenzen, dass für meine Wahl zum persönlichen Spiel des Jahres 2011 „Gears of War 3“ disqualifiziert ist. Was richtig schade ist. Denn die intensive Atmosphäre, ein grandioses Finale und ein in jeder Hinsicht befriedigendes Ende sprechen für sich. „Gears of War 3“ ist ein herausragend gutes Spiel geworden, dass diese Abzockmasche mit den DLC eigentlich nicht benötigt. Mit Umweltschutz wird begründet, dass dem Spiel auch keine gedruckte Anleitung beiliegt, sondern diese in Form einer Website im Internet anzusehen ist. Fans und Neueinsteiger wissen um den spielerischen Wert der Spiele, dass eine solche Geschäftstaktik nicht nur erstaunlich lieblos gegenüber den Fans daherkommt, sondern schlichtweg ein Schlag ins Gesicht ist.

Was hingegen außerordentlich ist, dass der Release in Deutschland funktioniert hat. Es wurden im Gegensatz zu den Vorgängern keine indizierungrelevanten Merkmale festgestellt, so dass der dritte Teil ungekürzt auch in Deutschland erhältlich ist. Wurde ja auch langsam Zeit. Bin nur gespannt, ob und wie sich nach gegebener Zeit eine Neuprüfung lohnt, dass in Deutschland auch hochoffiziell beide Vorgänger veröffentlicht werden können. Ich persönlich sehe allerdings schwarz dafür… ein Grund dafür dürfte in diesem Punkt meiner Ansicht nach die verkorkste Gesetzgebung und die Farce von einem Jugendschutz sein.

Wer die unrelevanten DLC ignoriert (und damit den Großteil der Abzocke an sich vorbeigehen lässt), erhält für seine hart verdienten Euros einen hervorragenden Shooter mit gut inszenierter Action, packender Story und flüssigem Gameplay ohne Mängel. Lediglich die Singleplayer-Kampagne ist unter Umständen ein wenig schnell durchgespielt. Aber dafür gibt es einen üppiugen Multiplayer-Modus mit einer Vielzahl an Modi, Playliste, etc. usw. Dingenskirchen, dass einem so schnell nicht langweilig werden sollte. Und falls doch, nimtm man sich diesen oder einen der Vorgänger mit einem Kumpel im Coop durch. Und sieht, warum „Gears of War“ einen Standard im Coop-Spiel gesetzt hat und diesen status quo bis heute erfolgreich verteidigt.

– Name und Systeme:
Gears of War 3 (360)

– Spieleranzahl:
1-2 (offline), 2-8 (online)

– Mehrkosten:
Season-Pass für die ersten vier DLC für insg. 2400 MSP (separat je 800 MSP), eine Menge an überteuerten DLC für Multiplayer-Waffenskins

– gelungen:
dramatische und emotionale Momente, Action-Feuerwerk, taktischere Gefechte, großartiges Finale, audiovisuelle Präsentation hervorragend

– weniger/nicht gelungen:
Abzocke bei den DLC (stellenweise nutzlos, stellenweise schon auf Disc vorhanden und nur gegen Geld freischaltbar), stellenweise zu einfach, keine beiliegende Anleitung

– hätte besser sein können:
vielleicht ein bisschen zu kurze Solokampagne

– Kaufempfehlung für:
Fans der Gears of War Spiele, Actionfilmfreunde, Shooter-Fans, Co-Op-Teamspieler und Multiplayer-Enthusiasten

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Für die gesamte Trilogie lässt sich zudem sagen, dass es von Vorteil ist, wenn man die Konsole auf Englische Sprache einstellt, da die deutsche Synchronisation nicht nur stellenweise sehr zu wünschen übrig lässt, sondern auch manchmal komplett asynchron zu den Mundbewegungen auf dem Bildschirm ist. Darüber hinaus glänzen die Originalsprecher mit einer der besten Sprachausgaben, die es in Spielen überhaupt gibt. Komplettisten, die die beiden Vorgänger mitsamt ihren Erweiterungen spielen wollen, möchte ich darauf hinweisen, dass das Umgehen der IP-Sperre mit der 360-Konsole und dem damit verbundenen Xbox LIVE Account gegen die Xbox LVIE Nutzungsbedingungen verstößt. Nur dass mir keiner sagen kann, ich hätte ihn nicht gewarnt.

Bleibt abschließend zu sagen, dass die bis jetzt dreiteilige „Gears of War“ Reihe nicht nur einen Standard in Coop-Partien gesetzt hat, sondern auch sicherlich einen bleibenden Eindruck bei all ihren Spielern hinterlassen hat. Insgesamt ein sehr befriedigender Dreier. Wer eine 360 hat und auf gute Action steht, kommt an dieser Reihe nicht vorbei. Wer keine 360 besitzt, aber mit der Serie liebäugelt, kann gesagt werden, dass sich alleine dafür schon die Anschaffung der 360 lohnt. Wer eine PS3 besitzt und „Gears of War“ spiele will, holt sich entweder eine 360 oder (wenn man einen leichten Genrewechsel verkraften kann) greift zur „Uncharted“ Reihe auf der PS3, die bis auf einige Unterschiede in seinem Deckungssystem und den Schießereien den Gears-Teilen erstaunlich ähnlich ist. Warum? Das erkläre ich ein anderes Mal.

Ich hoffe, ich konnte euch ein wenig Einsicht in die Spiele geben und die Frage nach der Kaufentscheidung vereinfachen (oder auch nicht). Was mich betrifft, so habe ich mich großartig amüsiert, sowohl beim Spielen und beim Schreiben dieses Artikels. Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit und bis später 🙂

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Bitte beachten!
Dieses Spielereview unterliegt ausschließlich meiner persönlichen Betrachtungsweise und ist zu keinem Zeitpunkt dem Leser Objektivität schuldig. Die Eindrücke und Erfahrungen während des Spielens können, abhängig vom Gemütszustand der spielenden Personen, Fanboyallüren, verwendeter Technik und anderen ggfs. relevanten Faktoren stellenweise erheblich variieren. Dieser Artikel stellt keine Werbung im eigentlichen Sinne dar, sondern spiegelt lediglich meine eigene Betrachtung des Spiels wieder. Das Lesen dieses Artikels ist für alle Altersgruppen gestattet, für den Erwerb des Spiels gelten die jeweils gültigen nationalen Jugendschutzgesetze.