gamescom 2012 – Mein Erlebnis vom Day Zero (Total Gonzo!)

Im Hintergrund läuft mein Ventilator. Ich sitze hier bei 28 Grad Celsius in meinem
Wohn-/Arbeitszimmer und schreibe. Über das, was ich gestern auf der gamescom 2012 erlebt habe. Was mir noch durch den Kopf geht an Spielen, Menschen, Eindrücken. Eine seichte Hintergrundmelodie im Hintergrund lässt diese Szene beinahe schon wie eingespielt wirken, wie aus einem dieser Filme. Die kennt ihr bestimmt. Die, in denen irgendwann zu irgendeinem Zeitpunkt mal ein Typ in seiner Box in einem Großraumbüro ode vielleicht sogar einem kleinen eigenen Raum am Computer oder seiner Schreibmaschine sitzt und schreibt. Die Welt um ihn heruf wird unscharf, wie ein schlecht gemachtes Foto, für den Schreiber gibt es nur ihn und die Tastatur. Eine eiskalte Dose „Monster Energy“ leistet mir hier Gesellschaft, spendet mir Kühle und eine kleine Erfrischung.

Lässt mich denken, nachdenken, überlegen, was denn gestern alles so war.

Da war dieser Moment, da war ich in Köln. Und es war eigentlich bekannt, Ort und Szenario waren mir so in den letzten zwei Jahren schon begegnet. Aber dieses Mal war einiges anders.

(Anmerkung: Es hilft unter Umständen, sich vorzustellen, dieser Artikel würde von David Nathan, der deutschen Synchronstimme von Johnny Depp vorgelesen. So ein bisschen wie in „Fear and Loathing in Las Vegas“… macht dann mindestens 100% mehr Spaß, versprochen!)

Das mit den neuen Richtlinien wisst ihr ja schon. Keine Blogger und so. Das führte in einem kleinen Teil meines Kopfes dazu dass ich unweigerlich dachte, dass jetzt nach der Verschärfung alle unglaublich wichtig sind, die heute hier sein dürfen. Wir haben was zu sagen, sind relevant genug dass man für uns diese Veranstaltung hier macht. Mir reicht mein Bisschen an Anstand und Selbstachtung, dass ich nicht wie ein eitler Pfau hineinschreite, sondern mit meiner üblichen Ruhe und Gelassenheit das Prozedere der Anmeldung ausführe. Das übliche, freundlicher Smalltalk. Man spricht mit den Menschen und nicht mit den Funktionen, die sie ausführen.



Liegt es am Wetter oder an meiner Nervosität, dass mir der Schweiß das Gesicht runterläuft? Ich dachte, jetzt beim mittlerweile dritten Mal habe ich mich an das alles hier gewöhnt. Mit einem Papiertaschentuch an meiner Seite, den Schweiß von meinem Angesicht zu entfernen, mache ich mich auf den Weg in die Hallen.



Die Lärmkulisse lässt mich immer wieder für einen kurzen Augenblick erstaunt zusammenschrecken. Bunt und laut, die Devise heißt bei allen Ausstellern, die viel oder wichtiges zu zeigen haben „größer und lauter und bunter“. Wobei selten bunter, wenn ich einige Schritte weiter den großen unförmigen Klotz zu „Call of Duty: Black Ops 2“ sehe, dann nur schwarz unterbrochen von einigen hellen Momenten von zerbröckelnder Mauer, gleich einem Kriegsschauplatz. Wie passend. „Borderlands 2“ erweckte zunächst mein Interesse, dauerte aber noch eine ganze Weile. Es war offizieller Beginn und man durfte nicht rein. Gereizte Stimmung bei den Damen am Stand, bei einer hatte man den Eindruck, sie würde ihrer Kollegin, die gerade mal einige Meter weiter stand die Kehle zerfleischen wollen, nur weil versehentlich ein Medienvertreter kurz reinlugen wollte, ob und wann man den nun reingehen darf. Aus versprochenen „guten 10 Minuten“ wurde fast eine Stunde (inkl. Wartezeit). Das Spiel? Nun, wer den ersten Teil kennt, wird kaum überrascht sein zu erfahren, dass es sich selbst treu bleibt. Mein Blick geht zu den Damen und Herren am Stand und mein Gedanke gilt in dieser Sekunde dem Swag. Nicht diese komische Modewort, was Jugendliche mittlerweile gene zu verwenden scheinen, sondern als Umschreibung für alles, was man so an Promotionitems auf Messen etc. abstauben kann. Die Bühne vorne bot dann aber wie das alte Spiel von letztem und vorletztem Jahr. Bühnenkirmes mit zwei Kaspern, Animateure für das lechzende Volk. Man bekommt jetzt keine Werbegeschenke mehr, mann muss sie sich verdienen. Ob denen noch keiner gesteckt hat, dass wir nicht der normale Besucherhaufen sind, der erst ab dem heutigen Donenrstag Zutritt erhält? Ich ärgere mich und frage mich wieder: sind wir so wichtig. Oder sind wir auch nicht besser als die, die morgen früh durch diese Gänge mit lautem Getöse rennen, als gäbe es kein Morgen? Selbstzweifel. Als gäbe es keinen besseren Zeitpunkt als diesen hier dafür.




Gegenüber ein kleiner charmanter Haufen, die ein Online-Rollenspiel anpreisen. Gameforge hat den Teil meiner Seele, der bekennender Star Trek Fan ist, vor kurzem in kleine Trümmer zerhauen, als bekannt wurde, dass das Browser MMO „Star Trek: Infinite Space“ eingestampft wurde. Jetzt buhlen sie mit „RaiderZ“ um meine Gunst. Ich schiebe Skepsis und einen Krümel Hass beiseite und versuche mich auf ein Spiel einzulassen, dass sich mir anfangs nur auf einem vielleicht DIN A4 großen Blatt bei schwankender Beleuchtungsqualität mit viel zu kleiner Beschriftung zur Steuerung erklärt. Der beste Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Ich hatte meine paar Minuten Spaß und versuche weiterzuziehen, da bekomme ich noch glatt einen Beta-Key umsonst und den Installationsclient zu „Aion“, das mittlerweile Pay2Win Free2Play geworden ist.




Peripheriehersteller mit ihren eigenen Ständen und einer Auswahl an Spielen. Gewohnter Anblick eigentlich. Der offene Aufbau gefällt mir sehr gut, hier kommt man sich stellenweise nicht vor wie ausgesperrt wie an so manch anderen Ständen.




Der Blizzard-Stand. Die Jungs haben schon Nerven, das muss man ihnen lassen. „Diablo 3“ im mittlerweile 4. Jahr auf der Messe. Die Typen haben echt Eier, das gefällt mir. Die stehen zu ihrem Game, das seit drei Monaten auf dem Markt ist und von Fans und Kritikern stellenweise so zerrissen wird, dass noch die Urenkel der Entwickler vor Scham auf die stille Treppe verschwinden müssen. Ich tue mal auf neugierig und gehe aus Mitleid und reiner Freundschaft zu einem Publisher, der mich bis auf „Diablo 3“ eigentlich nie enttäuscht hatte, an den Stand und spiele ein paar Minuten. Und ich habe jede Minute genossen. Einige Meter weiter wartet „StarCraft 2: Heart of the Swarm“ auf mich, der Multispielerpart, wie ich mich entsinne. Mit ziemlicher Sicherheit bin ich einer der schlechtesten Spieler in „StarCraft 2“, was den Multiplayer angeht. Ihr könnt euch meine Begeisterung also vorstellen. Umso erstaunter, da es mir trotzdem Spaß gemacht hat. Den beanchbarten Stand mit der Bussibär-Erweiterung zum MMORPG „World of Warcraft“ habe ich traditionsgemäß ignoriert. Ob das richtig war?


Auf meinem Weg zum vermeintlich größten Stand der Messe, Electronic Arts um genau zu sein, komme ich bei bitComposer vorbei. Das sind die Jungs, die für Perlen wie „Jagged Alliance Online“ und „Schlag den Raab“ verantwortlich sind. Passend zum Wii-Karaokegame „The Voice of Germany“ gibt es eine kurze Performance, die in meiner Anwesenheit noch ca. 3-4 Mal wiederholt wird. Eine viel zu dünne junge Dame mit vermeintlich lasziven Bewegungen, die zu Backgrundmusik und -gesang den geradezu unsterblisch klassischen Evergreen „Du hast den schönsten Arsch der Welt“ in die Gehörgänge aller anwesenden Gäste gesungen hat. Mein Abschied von diesem Aussteller fiel kurz und schmerzlos aus. Meine Gedanken kreisen. War es wirklich so? Bin ich wegen der Performance geflüchtet? War es meine Erwartungshaltung an den Aussteller, mit dieser Art von Feilbietung von Gesangskunst bis zum Donnerstag zu warten und sich Menschen an dieser Dame erfreuen können, wie ich es als Fan von vornehmlich rock- und metalgeprägter Musik nicht mehr kann?











Da sind sie ja, die Stände zu den Spielen bei, von und mit Electronic Arts. Jetzt, wo ich hier zu Hause in meiner viel zu warmen Wohnung sitze und schreibe, wird mir klar, wie wenig Lust ich eigentlich darauf habe, über Electronic Arts zu schreiben. Zuviel negative Gefühle und Gedanken kreisen für mich innerlich um diesen Namen, zuviel ist medienwirksam in den letzten Monaten passiert. Das Scheitern von „Star Wars: The Old Republic“ am Pay-to-Play Modell. Die Dauerspionage durch Origin, welche mittlerweile als Feature verkauft wird. „Sim City“, einer der letzten Lichtblicke in der EA-Abteilung meines persönlichen Spielehorizonts, wird nur über die Origin-Spyware laufen. „Need for Speed“ bekommt einen neuen Teil, von dem ich mir als Fan des Entwicklers Criterion eigentlich gewünscht hätte, es wäre wieder ein richtiger „Burnout“ Teil geworden. „Medal of Honor“ wird erneut zu Tode gemolken und versucht nicht nur der Konkurrenz „Call of Duty“ Wasser abzugraben, sondern auch der Konkurrenz aus eigenem Hause, „Battlefield“. Das ist das Problem, wenn man statt einer richtig langen und guten Kampagne den Fokus rein auf den Multiplayer legt: irgendwann hat man drei unterschiedlichen Spiele vor sich mit demselben Inhalt. Äpfel, Birnen, Scheisse. Multiplayer. Alles dasselbe. „Crysis 3“ ist von dem, was man in diversen Trailern gesehen hat, interessant genug, um eine Menschenschlange vor der Anspielstation zu rechtfertigen. Für Serienfans sicherlich ganz solide, mich hingegen zieht es nach meiner kleinen Runde „Star Wers: The Old Republic“ weiter.











Der Sony-Stand erinnerte mich direkt an einen übertrieben groß geratenen Spielplatz, und an allen Ecken und Enden ist man eingeladen, diverse Spiele auszuprobieren. Nicht zum selberspielen, aber immerhin da, war „The Last of Us“. Hätte ich aber gewusst, was mich erwartet, ich hätte es mir vielleicht ein zweites Mal überlegen sollen. In der Warteschlange sehe ich nach einiger Wartezeit ein mir sehr vertrautes Gesicht aus meiner Gymnasialzeit. Ich spreche mit Tobias, kurz über das, was ich gemacht habe, was ich tue und noch tun werde. Der kurze, freundliche, vielleicht zweiminütige Smalltalk, der es mir ermöglich, mit meinem ehemaligen Schulkameraden in Dialog zu treten und uns kurz upzudaten. Wobei eigentlich nur ich, er hatte keine Chance für große Unterhaltungen. Zu sehr beschäftigt. Da vorne warten die Leute, die auch das sehen wollen, was ich sehe. Kurz davor bin, zu erleben. Diese Leute haben einen der härtesten Jobs hier auf der gamescom und verdienen jedes Maß an Respekt, Höflichkeit und Anstand. Ich stehe erstmal im nächsten Wartebereich und schaue mir mit den anderen Mitwartenden zum gefühl einhundertsten Mal den aktuellen Trailer zu „The Last of Us“ an, bis wir endlich Einlass bekommen in den Kubus. Der eigentlich so groß war wie meine Küche. Also lächerlich klein. Kopfhörer baumelten von der Decke, Sitzstangen bieten in dieser Art von Hühnerstall ein Mindestmaß an Komfort, wie ich es zuletzt erlebt hatte, als ich als Kind über einen niedrigen Zaun gesprungen bin, dabei aber nicht nur im Spring den Hosenboden zerrissen habe, sondern auch die nächsten Tage schmerzbedingt ein sehr unangenehmes Sitzgefühl haben sollte. Das Spiel? Was ich davon mitbekommen habe durch das Gewirr von herunterhängenden Kopfhörerkabeln und diversen Köpfen meiner Mitzuschauer hat mir gefallen. Mir ist warm, ich muss hier raus.

Andere Stationen sind bequemer. Ich habe mir einfach mal, dreist freundlich wie ich bin, einen Sitzsack geschnappt und diverse Spiele auf der PlayStation Vita gespielt. „Top Darts“, „Super Stardust HD“, „Sound Shapes“ und auch „Gravity Rush“. Alles ja auch kein Problem, die Sitzsäcke sind echt gemütlich, hätte mir am liebsten einen davon mitgenommen. Wenn ich aber gerade ein System in die Hand nehme mit der festen Absicht zu spielen und ich dann von einer freundlichen jungen Dame angehalten werde, eine Art Knobel-Denk-Geschicklichkeitsspiel zu spielen, finde ich das nur begrenzt witzig. Open mind und so weiter habe ich ihr den Gefallen getan und mich eigentlich auch ganz gut dabei angestellt. Ein Gewinnspiel dazu, sagte sie? Der Teil von mir, der bisher an Promoartikeln unterversorgt war, wurde hellhörig. Es ist wieder passiert, aus einem Versuch der kulturellen Bereicherung blitzte wieder einmal dreckig mein Ego heraus, der Teil in mir der sinnlosen Kram haben will. Es war laut am Stand und ich habe sie nicht richtig verstanden, sgte sie was von üben? So schlecht war ich in diesem komischen Spiel doch gar nicht, oder? Irgendwas von später, sie geht weg. Ist mit der Konsole beschäftigt und sieht mich auch nicht mehr. Was war da gerade passiert? Da ist es wieder. Diese grässliche Gefühl, jetzt irgendwas falsches gemacht zu haben. Sie geht weg und ich sollte sie den Rest des Tages nicht mehr wiedersehen. Ich mache das Beste daraus und spiele noch eine Weile weiter.








Nintendo und Microsoft sind nicht da, zwei der Lichtblicke der Messebesuche in den vorherigen Jahren sollte mir dieses Jahr keinerlei Anlaufstelle bieten. Die Konkurrenz aber hat wenigstens Spiele für die neue Nintendo-Konsole Wii U im Gepäck. Und einiges mehr. Warum haebn die Leute hier auch so eine affige Bühnenshow? Muss das wirklich sein? Okay, im Gegensatz zu den Schreikandidaten der letzten beiden Jahre bei Razer und XMG gibts hier auch noch durchaus spielebezogenes Rahmenprogramm. Die Spiele überzeugen allesamt. Hier ist nichts dabei, was Spieler langweilen sollte.

Konami macht es mir nicht leicht. 3DS und Vita Titel warten offen darauf, angespielt zu werden, aber die Sitzgelegenheiten sind stellenweise augenscheinlich für einen Mann von meiner Statur relativ unbequem gestaltet. Ich habe es vorerst vermieden, darüber hinaus woltle ich noch ein wenig mehr mitbekommen. Also ging ich weiter. Schade eigentlich.

Steam war toll. Das sage ich jetzt nicht, weil man mich mit Merchandise beschmissen hätte (hat man nämlich leider nicht), sondern weil da einige wenige Indie-Titel mit den Entwicklern anspielbar waren, z.B. „Awesomenauts“ von Ronimo Games. Diesesn Titel habe ich tatsächlich angespielt, trotz meiner kompletten Unerfahrung an MOBA-Titeln, von denen das Ding hier mehr als nur inspiriert war. Da ist sie wieder. Die Atmosphäre, die ich an der gamescom mag. Ein überschaubarer Haufen sympathischer Leute, die in geselliger Atmosphäre gemeinsam spielen. Das hier ist das gamescom-Gegenstück zum amerikanischen Traum von der Familie im Haus mit weißem Gartenzaun. Das hier ist der gamescom-Traum, das erstrebenswerte Idealbild der Messe, wie ich es eigentlich nur in meinem Inneren trage.

















Ich gehe durch diesen Teil der Messe hier. Größtenteils gerichtet an die Onlinespieler, jenes Volk die eine verdammt große Anzahl von Stunden und nicht selten auch Geld in Online-Spiele investieren. Zugegeben, ich spiele mit „The Secret World“ ein Onlinerollenspiel, aber ansonsten bin ich eher der klassische Solospieler. Was hier mit „League of Legends“, „End of Nations“, „World of Tanks“ und so weiter um meine Gunst buhlt, ist für mich so uninteressant, dass es jegliche Grenzen sprengen würde zu beschreiben, wie uninteressant es für mich ist. Ich versuche es nicht zu negativ klingen zu lassen, diese Leute geben sich echt Mühe mit ihren Spielen. Die Präsentationen sind sehr liebevoll gestaltet und der Messeaufbau lädt zum Verweilen ein. Warum spricht es micht nicht an? Ist irgendwas mit mir verkehrt? Bin ich so ein kaltschnäuziger Spielerbastard, dass ich diese Spiele keines Blickes würdige, weil sie mir nicht interessant genug sind? Da ist er wieder, der Zwiespalt. Der innere Teil in mir, der das ganze bisher aus der Distanz betrachtet hatte, greift endlich mal ein. Der Zwiespalt ist nicht in der Messe, er ist in mir. Meine Erwartungshaltungen sind andere geworden. Mir gefällt längst nicht mehr alles, was sich mit Tastatur, Maus und/oder Gamepad steuern lässt. Ich habe einen gewissen Spielegeschmack entwickelt, der sich nach und nach verhärtet. Bin ich nicht mehr offen für neues? Gehöre ich jetzt auch zu der Sorte von „verkrusteten“ Spielern, die außer „Call of Duty“, „Battlefield“ und „FIFA“ nicht anderes mehr spielen wollen? Himmel bewahre…



Das letzte krönende Highlight des Abends war Bethesda mit „Dishonored“, ein Spiel für den sich mein Besuch schon fast gelohnt hat. Auch wenn ich fast glaube, dass die Anspielstationen für die Xbox 360 Konsolen strikt auf die Bedürfnisse von Menschen zugeschnitten sind, die eine Körpergröße zwischen 1,60 und 1,80 Meter haben. Der Versuch, das zu tief positionierte Pad zu halten, erzeugt eine Art Beugung mit verbundener Spannung, da das Pad mehr oder weniger fix in seiner Position ist. Dazu die leicht gebeugte Kopfhaltung, um den Blick geradeaus auf den Monitor zu richten. Hat man jetzt noch eine oder zwei Taschen zwischen den Füßen positioniert, sollte man besser nicht zuviel getrunken haben. Der dabei entstehende Druck ist fies. Ich hatte fast Angst, mir in die Hose zu schiffen, so unangenehm war die Stellung, dass ich das Spielen von „Dishonored“ vorzeitig abgebrochen habe. „Doom 3: BFG Edition“ war spielerisch schlechter, aber in Komfort beim Anspielen herausragend. Ich konnte mich mal wieder dem Komfort einer bequemen Sitzgelegenheit hingeben und das Spiel anspielen. Warum zum Geier hat man die Taschenlampe jetzt gleichzeitig beim Schießen eingeschaltet? Macht das Spiel nicht besser. Und wenn mir jetzt noch jemand erklären kann, warum gerade mal 20 Uhr vor Schluss alle am Stand die Systeme und Bildschirme ausmachen, wäre ich auch sehr dankbar. Was ich sehen wollte, habe ich sehen können. Aber die Leute so wegzuekeln, war nicht schön. „Weg mit dem kostenlos spielenden Parasiten“, höre ich wieder die kleine Stimme im Hintergrund meines Bewusstseins. Bin ich unerwünscht? Bin ich wichtig? Mit dem, was ich heute an Wissen mitnehmen konnte, versetze ich der Stimme einen Tritt in den Arsch und sie verstummt. Danke. Endlich Ruhe in meinem Kopf.

Es war ein seltsamer Tag. Voll mit Ereignissen und Momentaufnahmen aus meiner bescheidenen Sicht heraus. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass jeder der Anwesenden ihre ganz eigene Version des gamescom-Erlebnisses haben werden. Kann ich alleine für mich sprechen, wenn ich behaupte, dass sich der Besuch für mich noch nicht gelohnt hat? Bereuen tue ich es trotzdem nicht, dazu war dieser Tag wiederum viel zu einzigartig, das würde ich nicht missen wollen. It’s all about the game! Und die Leute, die sie erschaffen. Ich muss nicht alle Spiele mögen, aber ich muss sie auch nicht hassen. Ich habe an diesem Tag viele Informationen mitbekommen, aber lange nicht so viele, wie ich eigentlich haben wollte. Freitag geht’s wieder hin. Auf die gamescom 2012. Fuck Yeah!