Da mit zum gegenwärtigen Zeitpunkt arbeitsbedingt die Zeit fehlt, mir für unermesslich viele Spielstunden das Gehirn wegzuzocken für meine Reviews das vorliegende Spielematerial einer höchstgründlichen Überprüfung zu unterziehen, wage ich hier einen Versuch.
Man darf ein Buch nie nach einem Umschlag beurteilen, aber vielleicht reichen in diesem Fall die, sagen wir mal schätzungsweise, ca. ersten 20 Spielminuten (inkl. Cutscenes, Einstellungen, Tutorials etc.) um ein halbgares Urteil zu fällen, ob der Titel weitergespielt werden sollte.
Da mir das auch Gelegenheit gibt jene Titel mal kurz durchzuarbeiten, für die ein komplettes Review zu umfangreich wäre, werde ich auch einige meiner früheren Errungenschaften aufarbeiten.
Den Anfang macht die ungeschnittene Version von „Bulletstorm“, entwickelt von „Epic Games“ und „People Can Fly“ und veröffentlicht von „Electronic Arts“ im Jahr 2011. Das Spiel kam für alle relevanten Plattformen raus (also PS360C, wenn man so will) und ist auf dem ersten Blick ein Ego-Shooter. Ihn aber in die Riege der gewöhnlichen Kriegs-Shooter-Fraktion einzureihen, wäre ein fataler Fehler. Anders als der langweilige Durchschnitt, gilt es in „Bulletstorm“ die Gegner so abgefahren wie möglich zu erledigen. „Kill with Skill“ lautet das Motto, und das zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Spiel. Als Grayson Hunt seid ihr mit eurem Freund Ishi Sato auf dem Planeten Stygia „notgelandet“ (vom Schiff blieb praktisch nichts mehr übrig) und macht euch auf die Suche nach eurem Erzfeind, der praktischerweise vor dem Landemanöver mitruntergegangen ist. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit, in der das Tutorial wirklich gute Dienste leistet, kommt die Steuerung butterweich von der Hand. Nicht zuletzt die spektakulären Killsequenzen und der überzogene Stil machen das Spiel zu einer Spaßgranate. Die Spielegrafik kommt ziemlich bunt daher und der Humor ist sehr derbe. Grays Sprüche werden euch das eine oder andere Mal ein Lachen entlocken.
Das Skillsystem beim Erledigen der Feinde wird sinnvoll in die Hauptstory integriert. Nach und nach schaltet ihr Waffen und deren Erweiterungen frei, spätestens mit der Energiepeitsche geht der Spaß erst richtig los, wenn ihr Gegner nach Belieben durch die Luft und/oder in diverse tödliche Fallen katapultiert. Elektrozaun, Riesenkaktis, Stromleitungen, Shredder, bodenloser Abgrund… name it and kill with it. Weil es nicht nur einen Weg gibt, die Gegner zu beseitigen, ist der Wiederspielwert mit dem Echo-Modus gegeben, in der nach bester Highscore-Jagd-Manier einzelne Abschnitte aus dem Spiel nochmals in Angriff genommen werden. Der Multiplayer hingegen ist nicht so umfangreich, wie es sich die Spieler wünschen. Da bedingt durch die Spielmechanik kein sinnvoller VS-Multiplayer möglich ist, gibt es die klassische Punktejagd bzw. eine Art Coop-Erlebnis, wo durch Teamaktionen mehr Punkte erzielt werden können. In der deutschen USK-Version ist das Spiel durch die Schnitte nahezu komplett spaßfrei, daher ist nur ein Kauf der ungeschnittenen Version zu empfehlen. Nach den 20 Minuten bleibt ein gutes Spielgefühl und die Lust nach mehr. Die Disc darf im Laufwerk bleiben und wird definitiv weitergespielt.
P.S.
Der Soundtrack zum Spiel wird von Epic kostenlos zum Download zur Verfügung gestellt. Die Musikstücke aus dem Spiel können in Sachen Qualität und Melodie durchaus mit hochkarätigen Filmsoundtracks mithalten. Ein Besuch der Website unter www.bulletstorm.com ist also defintiv zu empfehlen.
Der nächste Titel ist ein Trash-Kandidat. Edeltrash wohlgemerkt, denn anders als so einige Trash-Gurken, die einfach nur schlecht sind und keinen Spaß machen, ist das Spiel in dem, was es tut, richtig gut. Ich rede von „Onechanbara: Bikini Samuari Squad“ für die Xbox 360. Es wurde von „Tamsoft“ entwickelt und von „D3“ vertrieben. Erstmal den Story-Modus ausgewählt („Free Play“ und „View“ sind noch gesperrt) und der Charakter ausgewählt: Großbusige Bikinibraut Aya oder junges Schulmädchen Saki? Nach einer nicht endenwollenden Erzählung zur Story (die seltsamerweise ein wenig asynchron zum übersetzten Text erscheint) und der anschließenden hübschen Cutszene mit ein wenig nackter Haut geht es schon los. Die Toten in Tokyo leben wieder und die beiden machen sich auf den Weg diesen Zustand schnellstmöglich zu korrigieren. Spaßiges Detail: In der Ladesequenz ist ein Minispiel eingearbeitet, wo man in bester 16bit-Manier heranstürmende Untote mit seinem Charakter erledigt und dabei Münzen erbeuten kann. Zum ersten Mal bin ich mir daher nicht sicher, ob es so sinnvoll wäre, das Spiel auf der 360-Festplatte zu installieren, um die Ladezeiten zu verkürzen…
Man kann zwischen beiden Protagonisten hin- und herwechseln. Im Koop-Modus übernimmt je ein Spieler eine Protagonistin, dafür ohne die Möglichkeit des Auswechselns. Buttonmashing, einfache Kombos, verhältnismäßig schlechte Grafik und eine Kameraführung, wie es sie zu schlechtesten PS2-Zeiten kaum noch gegeben hat, machen das Spiel rein theoretisch zu Schrott. Aber seltsamerweise stellt sich nach den ersten Minuten sowas wie Freude ein und man legt nach einigen weiteren Minuten nur ungerne das Pad aus der Hand. Man kann keinen Tiefgang erwarten… nicht von einem Spiel, das sich selbst als trashiges C-Movie inszeniert (und auf das damals in Japan eine Realverfilmung im B-Movie Flair folgte). Aber Spaß macht es trotzdem. Nach dem Schnetzeln durch diverse Horden von Gegnern, dem Einsammeln on Münzen, Orbs, whatever darf sogar ein etwas größerer Gegner auseinandergenommen werden. Insgesamt empfehlenswert, wenn man über die Fehler hinwegsehen kann und ein primitives Stück Unterhaltung haben will. Edeltrash, den videospielaffine Zocker eigentlich nicht verpassen sollten. Perfektes Feierabend-Game, kann man weiterspielen.
Noch nicht in einem meiner Posts erwähnt, aber schon längst in meiner Sammlung: das meiner Meinung nach herausragende „Final Fantasy Crystal Chronicles: The Crystal Bearers“ für die Nintendo Wii. Entwickelt und veröffentlicht wurde das Spiel von „Square Enix“ im Jahr 2009 (2010 in EU). Eigentlich ein Kandidat für ein umfangreicheres Review, aber da ich bisher nur mal kurz in das Spiel reingeschnuppert habe, werde ich hier schon mal meine Eindrücke schildern. Von der Optik her auf einem für die Wii ziemlich gutem Niveau, lediglich an die Steuerung und die manuelle Kameraführung muss man sich sehr stark gewöhnen. Das Spiel ist über 1000 Jahre nach den Geschehenissen aus den letzten „Crystal Chronicles“ angesiedelt. Das Volk der Yuke wurde nach dem Krieg gegen die Liltys vermutlich komplett ausgelöscht. Magie und deren Gebrauch wurde verboten. Ihr steuert den Clavat Layle, einen Söldner und sog. „Kristallträger“, die durch einen im Körper eingebetteten Kristall in der Lage sind, verschiedene Magie zu wirken… und werden entsprechend der Gesetze in der Gesellschaft geächtet und gefürchtet. Okay, aber wieder zurück ins Spiel.
Nach der Eröffnungssequenz und zwei Minispielen übernehmt ihr richtig die Kontrolle. Nachdem ihr ein Luftschiff wortwörtlich direkt vor der Tür „geparkt“ habt und in der Stadt angekommen seid, könnt ihr zum ersten Mal frei herumlaufen und Schabernack treiben. Layle kann mit seinem Kristall nämlich Schwerkraft manipulieren und damit auch fast alles, was sich vom Wii-Cursor anvisieren läst, durch die Luft schleudern. Das geht nach kurzer Eingewöhnung gut von der Hand. Entgegen den älteren „Crystal Chronicles“ Teilen liegt hier der Fokus alleine auf dem Singleplayer-Modus, Multiplayer ist quasi nicht vorhanden. Einige Kämpfe gegen Monster, eine Verfolgungsjagd und einen Turmaufstieg später (wobei sich die Einzelteile des Turms von selbst verändern bzw. verändern lassen) bin ich mit meiner Anspielsession am Ende und freue mich auf den Rest des Spiels. Der bissige Humor zwischen den Hauptcharakteren, die Story des Spiels und die geniale Atmosphäre machen Hunger auf mehr. Wer sich erste Trailer zu „Xenogears Chronicles“ angesehen hat, was noch dieses Jahr für die Wii erscheinen wird, und von den offenen Landschaften begeistert war: in etwa dem Niveau bewegt sich auch „The Crystal Bearers“. Insgesamt eines der „erwachseneren“ Spiele für die Wii und uneingeschränkt empfehlenswert für all jene Wii-Besitzer, die keinen uninspirierten überteuerten Minispielpartyaufguss der Marke 08/15 mehr sehen wollen.
Das soweit erstmal von meiner Seite. Es ist noch was in Vorbereitung, im Laufe der nächsten Woche gibt es neue Informationen.
Mich würde aber auch folgendes interessieren: Lohnt es sich, diese Anspielsessions weiter zu machen und entsprechend zu vertexten oder soll ich lieber bei den kompletten Reviews bleiben, wenn ich das Spiel lange genug gespielt habe? Bitte teilt mir eure Meinung dazu mit.
Wie von mir gewohnt: Ich erhebe keinerlei Ansprüche auf die Bilder, alle Rechte am Material bleiben bei ihren jeweiligen Eigentümern.