Review – Game Dev Story

Unfassbar ist das, was jetzt geschieht. Dieses Review gilt keinem Konsolen-, PC- oder Handheld-Spiel, sondern einem Spiel, welches für Android- und Apple-Smartphones erschienen ist.

Ich rede her vom unsäglich wundervollen „Game Dev Story“ von Kairosoft, welches ein sehr zugängliches Spielprinzip, eine ansprechende Wirtschaftssimulation und genialen Humor in einem Spiel vereint, das man ruhig für den dreifachen Preis verkaufen könnte.

Der Versuchung konnte ich nur solange wiederstehen, wie das Bezahlen per Handyrechnung für App-Käufe auf dem Android Smartphone (bei mir: HTC Desire) noch nicht möglich gewesen war. Für weniger als 2€ habe ich mir das Gerät runtergeladen (war ein Aktionspreis). War ich anfangs skeptisch ob der vielen Lorbeeren, die diesen Spiel in multimedialer Aufmerksamkeit zuteil wurden, so habe ich den Selbsttest gewagt und mir nach unzähligen Spielminuten eine Frage gestellt. Nämlich, wie ich jemals an diesem Spiel zweifeln konnte?

„Game Dev Story“ verbirgt hinter der knuffigen Pixeloptik eine in den Kernelementen sauber umgesetzte Wirtschaftssimulation, die in der Komplexität nicht abschreckend ist, im Spiel aber viele Nuancen und Möglichkeiten für verschiedenen Strategien offen lässt. In dieser Simulation steuert ihr die Geschicke und Taten eines Spieleentwicklerstudios, welches anfangs nur 4 Mann/Frau stark ist und gegen Ende der regulären Spielzeit bis zu 8 Mitarbeiter beschäftigen kann. Ihr entwickelt Spiele in verschiedenen Genres und könnt, je häufiger ihr jeweilige Genres und Themen bearbeitet, besser werden.

Bevor ihr ein Spiel entwickelt, müsst ihr die Plattform auswählen. Neben dem PC kommen mit den Jahren immer mehr Konsolen dazu, die mit der Zeit aber auch wieder nach und nach vom Markt verschwinden. Ihr müsst, bevor ihr für eine Konsole entwickeln könnt, eine Lizenz vom Hersteller erwerben, die richtig viel Geld kostet. Genre und Thematik werden ausgewählt und ihr dürft entscheiden, ob ihr das Budget zu Gunsten verschiedener Aspekte wie Qualität, Geschwindigkeit etc. zusätzlich belasten möchtet. Danach beginnt die Spieleentwicklung mit der Entwicklung des Szenarios. Nach bestimmten Entwicklungsabschnitten geht die Hauptarbeit zur Grafik und letztlich zum Sound über. Eure Mitarbeiter sind in verschiedenen Jobklassen eingeteilt und erhöhen während der Entwicklungszeit die verschiedenen Werte des Spiels für Fun, Creativity, Graphics und Music. Dass jeder Mitarbeiter eigene Stärken und Schwächen hat ist irgendwie klar. Je nach Fähigkeiten sammeln diese während der Entwicklung mehr oder weniger Punkte in einzelnen Bereichen. Über Training und Level-Ups könnt ihr eure Mitarbeiter verbessern und damit auch eure zukünftigen Spiele. Während der Entwicklung können sich aber auch Fehler ansammeln. Nachdem das Spiel fertig ist, beginnt das Debugging, um diese Fehler zu beseitigen. Jeder beseitigte Fehler bringt der Firma einen Forschungspunkt ein, der dazu verwendet werden kann, die Mitarbeiter aufzuleveln oder mittels spezieller Items das Spiel in seinen verschiedenen Aspekten zu optimieren. Ist auch das erledigt, wird ein Name gewählt und das Spiel auf den Markt gebracht. Aber nicht, bevor euer Spiel nicht von einem Spielemagazin zerrissen oder in den Himmel gelobt wird. Jeder der vier Redakteure gibt seine Wertung und einen Spruch dazu ab, eine Maximalpunktzahl von 40 Punkten ist möglich (aber wahrscheinlich nur sehr, sehr schwer zu schaffen). Ist ein Spiel ziemlich gut, wird es in die „Hall of Fame“ aufgenommen und ihr könnt für dieses Spiel später eine Fortsetzung machen. Vergeigt ihr die Fortsetzung allerdings, könnt ihr mit dieser Serie keine weiteren Sequels mehr produzieren.

Auch nicht zu vernachlässigen sind die Nebenaufgaben, die wichtiger sind, als es zunächst den Anschein hat. So solltet ihr euch mittels Werbung um eure Fanbasis und die potentiellen Kunden kümmern. Anfangs stehen euch nur begrenztes Budget und Möglichkeiten zur Verfügung (Magazine, Online), später stehen euch weitere Optionen offen (wie z.B. TV-Werbung, Sponsoring eines Kartenspielturniers, Zeppelin-Werbung). Ein eigener Stand auf der jährlichen Spielemesse „Gamedex“ ist ebenfalls förderlich für eure Spieleschmiede, hier wählt ihr über das Auswahlmenü, wie pompös der Stand sein soll (u.a. Personal, Kostüme, Babes oder sogar ein Gaststar). Ende des Jahres werden Spielepreise vergeben in diversen Kategorien und können nicht nur eurer Reputation dienlich sein, sondern auch ein wenig Geld in die Kasse bringen. Seit ihr ohnehin knapp bei Kasse, lohnt es sich, eine Vertragsarbeit anzunehmen. Bis zu einer bestimmten Frist müsst ihr eine bestimmte Punktzahl in bis zu zwei spezifischen Bereichen erlangen. Gelingt das, werdet ihr bezahlt. Wenn es nicht klappt, bekommt ihr nichts und der Auftraggeber wird euch in Zukunft keine weiteren Angebote mehr unterbreiten. Hierbei gilt die Regel: je kürzer und anspruchsvoller der Auftrag, desto höher die Bezahlung. Aber haltet euch nicht zu lange mit diesen Vertragsarbeiten auf, eure Fans wollen Spiele von euch sehen. Verschiedene Genres haben auch eine bestimmte Popularität, die es unter Umständen zu beachten gilt. Und wenn ihr zuviele Spiele eines bestimmten Genres oder mit einer bestimmten Thematik produziert, lauft ihr Gefahr langfristig Fans zu verlieren. Das ist dann ein Aufwand, der dann wieder in Marketing gesteckt werden muss. Und eure Mitarbieter solltet ihr nicht immer an die selben Aufgaben während der Spieleentwicklung setzen, darunter leidet mit der Zeit die Qualität des Spiels. Diverse Aspekte des Spieles lassen sich nämlich auch gegen einen entsprechenden Betrag aus eurem Budget outsourcen. Ihr seht: Möglichkeiten gibt es eine ganze Menge.

Sind eure Entwickler anfangs nicht so herausragend gut, ergibt sich später die Chance über Anwerbungsmaßnahmen neue Mitarbeiter zu gewinnen. Das Aufleveln und Training in verschiedenen Bereichen verbessert ebenfalls die Fähigkeiten der Mitarbeiter. Untereinander helfen sich eure Entwickler ab und an, was stellenweise einen gehörigen Bonus an Forschungsdaten ergibt, die ihr dann wieder in die Spieleentwicklung investieren könnt. Gelegentlich hat auch einer eurer fleißigen Leute die Idee, das Spiel in einem bestimmten Punkt zu verbessern, was Geld und Forschungsdaten kostet und auch ein gewisses Risiko beinhaltet. Bei Spielen resultiert ein Fehlschlag in einer Erhöhung der Bugs, bei einer Vertragsarbeit werden die gesammelten Punkte für den relevanten Aspekt um einen Großteil reduziert, was besonders bei relativ knappen Aufträgen fatal ist.

Was macht jetzt das Spiel aus? Ist es die genial einfache Bedienung, mit einem Daumendruck direkt alles steuern zu können, was da gerade in eurer Spielefirma vor sich geht? Oder die irgendwie geniale Musik aus der besten 16bit Ära? Die unzähligen Anspielungen auf bestehende Konsolen und Hersteller? Der augenzwinkernde Humor? Es ist irgendwie ein wenig von allem. Es ist eines der Spiele, die sich der leider populär werdenden Definition von Casual und Hardcore verwehrt. Es ist zugänglich genug, um für ein paar Minuten zu unterhalten aber es bietet eine ordentliche Tiefe, um auch über Stunden hinweg begeistern zu können. Nach der regulären Spielzeit von 20 Jahren (im Spiel) ist die Hauptstory (wenn man sie so nennen mag) vorbei und ihr habt einen bestimmten Highscore erreicht. Ihr könnt aber weiterspielen, nur zählt das dann nicht mehr für den Highscore. Startet ihr hingegen ein neues Spiel, bleiben eure Fortschritte mit den Genres erhalten und habt einen kleinen Vorteil.

Neugierig? Solltet ihr ein Android-Smartphone ab Android-Version 1.6 besitzen oder ein iPhone/iPod Touch/iPad ab iOS Version 3.1 euer Eigen nennen, solltet ihr dem Ding eine Chance geben. Zumal es eine kostenlose Probierversion (Lite) gibt, die auf 2 Jahre In-Game Spielzeit begrenzt ist.

Anbei die direkten Links zu den jeweiligen Stores:
Andoid Market (2,12€, Preis am 10.09.2011)
iTunes (2,99€, Preis am 10.09.2011)

Und hier die Demos:
Android Market – kostenlos
iTunes – kostenlos

– Name und Systeme:
Game Dev Story (Smartphones ab Android 1.6, iPhone/iPod touch/iPad ab iOS 3.1)

– Spieleranzahl:
1 (Einzelspieler)

– Mehrkosten:
bis auf die Anschaffungskosten keine weiteren Kosten (aktuell 2,12€ Android / 2,99€ iTunes), es können je nach Mobilfunkprovider und Tarif aber zusätzliche Kosten für Traffic zum Download anfallen

– gelungen:
Ton und Pixelgrafik, Stil und Benutzeroberfläche, Humor und unzählige Anspielungen auf die nahezu gesamte Gamesbranche, Bedienung, Komplexität und Spieltiefe

– weniger/nicht gelungen:
nichts

– hätte besser sein können:
Schwierigkeitsgrad schwankend und anfangs unvorhersehbar, Zeichenbegrenung bei Namen und Titeln auf 14 Buchstaben

– Kaufempfehlung für:
Fans von Wirtschaftssimulationen, Spielefans… und prinzipiell jeder der ein dafür kompatibles Gerät besitzt

Bitte beachten!
Dieses Spielereview unterliegt ausschließlich meiner persönlichen Betrachtungsweise und ist zu keinem Zeitpunkt dem Leser Objektivität schuldig. Die Eindrücke und Erfahrungen während des Spielens können, abhängig vom Gemütszustand der spielenden Personen, Fanboyallüren, verwendeter Technik und anderen ggfs. relevanten Faktoren stellenweise erheblich variieren. Dieser Artikel stellt keine Werbung im eigentlichen Sinne dar, sondern spiegelt lediglich meine eigene Betrachtung des Spiels wieder. Das Lesen dieses Artikels ist für alle Altersgruppen gestattet, für den Erwerb des Spiels gelten die jeweils gültigen nationalen Jugendschutzgesetze.