Ihr werdet euch zu Recht wundern, warum ich so lange nicht mehr von mir habe hören lassen. Es hatte zwei Gründe. Erstens war ich mit den letzten beiden Betawochenenden zu „The Secret World“ zusammen mit nvrmr gut ausgelastet, zum anderen habe ich einige Zeit in ein „kleines“ Spiel investiert, welches mich mindestens so fesselt, wie LEGO-Bausteine. Das „kleine“ Spiel trägt den Namen „Minecraft“. Und eigentlich wäre mit diesem Satz schon alles gesagt. Die halbe Welt und noch einige mehr sind diesem Spiel sicherlich schon ausreichend erlegen und ein nicht unbeträchtlicher Teil davon publiziert in unzählichen „Let’s Plays“ ihre Sicht und Meinung zu einem der sicherlich interessantesten Spiele dieses Jahrzehnts. Auch ich habe mich dem Spiel genähert und bin im Creative-Modus erstmal komplett… „ausgerastet“? Kann man das so sagen? Meine Festung, die ich mit unzähligen verwinkelten Treppengängen, Fluren, Kammern etc. bis hoch in den Himmel gebaut habe? Also ist eigentlich alles gesagt?
Ich hatte mich ziemlich getäuscht.
Nachdem mein geschätzter Kumpel nvrmr auf meine Aussage, dass ich den Creative-Modus spiele, nur wirklich sehr kurz und ohne jede böse Absicht mit einem Tonfall anwortete, der in gewisser Hinsicht eine durchaus interessante Mischung aus Unverständnis, Mitleid und Aufmunterung zu beschreiben ist, wurde ich nachdenklich. Und meine eigene Langeweile in einem Modus, in dem eigentlich alles unendlich ist, gipfelte einie Stunden später in dem Versuch, mit Unmengen von TNT bis zum Loch in der Welt zu stoßen. Das und die vielleicht spektakulärste Zerstörung einer ganzen Insel (!). Ich habe den Krater verschlossen und habe währenddessen nachgedacht. Keine zehn Minuten später habe ich meine neue Partie im „Survival“ Modus gestartet, allerdings auf „Peaceful“. Ich wollte erstmal nicht in diese Hetze aus Survival und Kreativbasteleien einsteigen, sondern entspannend das Spiel genießen.
Jede Menge Holz für die Hütte!
Also frisch ans Werk und erstmal die unmittelbare Umgebung erforschen. Eine erste kleine Unterkunft in einen Berg gebaut, Türe rein und in der Dunkelheit angefangen, mich durch den Dreck zu buddeln. Blöd nur, dass irgendwann kein Dreck mehr kam, sondern Steine. Zeit für Werkzeug und so weiter. Den Rest kann man sich denken. Was mich fasziniert, wie fließend das Spiel verläuft und sich zu jedem Zeitpunkt dem Willen des Spielers anpassen kann. Und damit meine ich nicht den Schwierigkeitsgrad. Irgendwann reicht einem die einfache, aus Dreck gebaute Hütte nicht und sehnt sich nach etwas mit mehr Aussagekraft. Davor steht aber stmal das Erforschen an und das Abbauen von Rohstoffen. Lernprozesse um die Beschaffenheit der Blöcke, die man da abbaut, laufen nebenbei und unterbewusst ab, das einem schon schnell in Fleisch und Blut übergeht.
Operation Rainfall?
Mister Lava-Lava
Für zukünftige Schandtaten habe ich schon Lava gefunden, mit der ich sicherlich noch einiges anfangen werde. Bäume gibt es auch und die Versorgung mit Rohstoffen ist durch den Berg ebenfalls gesichert. Aber erstmal zurück zu meinem Bau, den ich in bester Manier nun zerlege und mir ein neues Domizil suche. Und weil „klein Denken“ zu einem Spiel wie Minecraft ungefähr so gut passt, wie die GEMA zu fairen Tarifen, wird das Ganze halt ein wenig größer aufgezogen. Da Berg, Ebene oder Wald zu langweilig ist, baue ich mir mein Reich direkt auf dem Wasser.
Zwar nur aus Cobblestone gebaut, aber trotzdem. Die inneren Werte zählen.
Build a bridge…
Kleine Schlafkammer mit Oberlichtern.
Noch ist die Halle leer. Aber bald…
Bootanlegestelle ist auch vorhanden. Alles im Preis inklusive.
Eines kam zum anderen und mit einem Treppenhaus verfügt mein Haus mittlerweile über 6 Stockwerke. Tendenz: wachsend. Wie hoch ich das Ding bauen werde? Gute Frage. Das ergibt sich dann irgendwie, wenn ich denke, dass es groß genug ist und es meinen Ansprüchen genügt. Mein nächster Plan ist, das Treppenhaus in den See hinein nach unten zu bauen und eine Art Kellergeschoss einzurichten. Evtl. mit Glasdach, dass man nach oben hin den See sehen kann. nvrmr hat mich auf die Idee mit einer Baumfarm gebracht. Vielleicht ließe sich … huch, wie die Zeit schon wieder vergeht. Wo ist der restliche Tag hin verschwunden?
Das nur am Rande, denn was einen mit fortschreitender Spieldauer immer wieder fasziniert, ist die Leichtigkeit, mit der die Stunden dahinschmelzen. Immer weider ertappt man sich, wie man wieder eine neue Idee hat, den zündenden Geistesblitz, die Inspiration fürt das nächste kleine Projekt. Nur, dass es eben kein kleines Projekt in Minecraft bleibt. Eben noch hier oder da was abbauen, zusammenbauen, anfertigen, kombinieren und schon sind mehrere Stunden vergangen. Auch wenn ich gefühlt weniger in der Zeit erschaffe, die verbrachte Zeit fühlt sich dank der Ressourcenlimitierung besser an. Authentischer, lebendiger, sinnhaft. Blickt man mal hinter die Fassade, ist das Spiel sehr komplex. Lichtausbreitung, Bäume und deren Wachstum, Schwerkraft, Verteilung von Rohstoffen in der Spielwelt… die Mechanik dahinter könnte problemlos ein ganzes Buch füllen. Würde ich es vergleichen wollen, dann käme mir LEGO und Pokémon in den Sinn. LEGO aufgrund des kreativ-charmanten Bauklotzcharakters und den nahezu unendlichen Möglichkeiten zum Bauen. Und Pokémon, weil die Rollenspiele mit jeder Iteration der Reihe in der Spielmechanik deutlich komplexer werden, aber an der Oberfläche nach wie vor aber ein sehr einfaches und intuitives Spielsystem bieten, das Neulingen und Profis gleichermaßen Raum für ihr eigenes Spielerlebnis bietet. Klingt bescheuert, ist aber so.
Ein kleiner Blick auf den Berg, den ich mittlerweile ebenenweise aushöhle.
Echt Schaaf!
Eine von mittlerweile sieben Ebenen meiner Riesenmine.
Nur noch einen Block. Nur noch einen Block. Nur noch einen Block…
Was hier geschaffen worden ist, ist wirklich großartig. Ein Spiel, das genreübergreifend funktioniert und dem Spieler für seinen Input kontinuierlich Erfolgserlebnisse gibt. Es hat diesen Suchtfaktor, aber anders. Wonach man hier suchtet, ist nicht weniger als die eigene Vorstellugnskraft. Verbunden mit einer wirklich eingängigen Spielmechanik kann man Minecraft problemlos dutzende und hunderte von Stunden spielen. Das eigentliche Spielziel setzt man sich selbst. Ohne jemals langweilig zu werden. Versucht das mal mit anderen Spielen.
Für meine Bauten habe ich schon die nächsten Ideen. Vielleicht kann ich mein Kellergeschoss so tief unter den See bauen, dass Dschungelbäume komplett auswachsen könnten? Oder einen Unterwassertunnel bis zur anderen Seite vom Berg. Oder mein Haus auf dem Wasser zum Wolkenkratzer ausbauen. Vielleicht steige ich aber auf hochwertigere Baumaterialien um und verpasse meinem Domizil einen deutlich edleren Look? Wenn es mal ein Dach geben sollte, mache ich weit weit oben auf dem Dach einen Swimming-Pool? Wie sieht es mit Was ich mache, wie ich es mache und ob ich es mache, ist alleine mir überlassen. Und genau für diese unendlichen Möglichkeiten liebe ich das Spiel.
Für meine höherern Ebenen verwende ich zwar für die Fassade weiterhin Cobblestone, aber als Boden ausschließlich Tropenholz. Wenn das Greenpeace wüsste…
Jeder Screenshot ist nur eine Momentaufnahme, aber dieser Moment hier war den Screenshot wert. 🙂
– Name und Systeme:
Minecraft (PC, Android, iOS Devices, Xbox 360)
– Spieleranzahl:
1 (Singleplayer), 1-theroretisch verdammt viele (Multiplayer über Server)
– Mehrkosten:
keine
– gelungen:
Spielwelt, Spielprinzip und Gameplay, nahezu unendliche Möglichkeiten, Erweiterbarkeit über Plugins und Texture-Packs, Spiel wird laufend weiterentwickelt
– weniger/nicht gelungen:
Grafik eigentlich nicht zeitgemäß (aber eigentlich kein richtiger Kritikpunkt, sondern eher Geschmacksfrage)
– hätte besser sein können:
kleine Inkonsistenzen bei den Baumaterialien (die vermutlich mit zukünftigen Versionen nachgebessert werden)
– Kaufempfehlung für:
experimentierfreudige Naturen, Bastler die mit der Spielmechanik herumexperimentieren, Strategen und Planer, Leute die gerne Sachen bauen, alle die gerne mit LEGO gespielt haben
Bitte beachten!
Dieses Spielereview unterliegt ausschließlich meiner persönlichen Betrachtungsweise und ist zu keinem Zeitpunkt dem Leser Objektivität schuldig. Die Eindrücke und Erfahrungen während des Spielens können, abhängig vom Gemütszustand der spielenden Personen, Fanboyallüren, verwendeter Technik und anderen ggfs. relevanten Faktoren stellenweise erheblich variieren. Dieser Artikel stellt keine Werbung im eigentlichen Sinne dar, sondern spiegelt lediglich meine eigene Betrachtung des Spiels wieder. Das Lesen dieses Artikels ist für alle Altersgruppen gestattet, für den Erwerb des Spiels gelten die jeweils gültigen nationalen Jugendschutzgesetze.
Das hier ist kein normales Review, es ist eine Liebeserklärung. An Videospiele und ihre Spieler. An das eine Element in dem Spiel, das uns dazu bringt, Stunden um Stunden in dieses Hobby zu investieren und etwas dafür zurückzubekommen. Spiele sind kulturelle Bereicherung und Computer-/Videospiele sollten davon nicht ausgenommen sein.
Alle Bilder entstammen Screenshots, die ich aus dem Spiel heraus erstellt habe. Gespielt wurde von mir bis jetzt nur die PC-Version, anhand dieser habe ich diesen Text erstellt. Unterschiede in der Grafik sind auf meinerseits durchgeführte Konfigurationsänderungen zurückzuführen und sind zu keinem Zeitpunkt repräsentativ für die generelle grafische Qualität des Spiels im Allgemeinen. Alle Rechte aus den Bildern gehören ihren jeweiligen Inhabern. Das Spiel ist multilingual.
P.S.
Ja, ich bin nicht auf das Killen von Mobs eingegangen. Oder das Nether oder die Enderworld. Den Multiplayer habe ich auch erst noch ausgelassen. Trotzdem denke ich, dass dieser Artikel die Essenz von „Minecraft“ erfasst und angemessen wiedergeben kann.