Review – Final Fantasy XIII-2

Vor kurzem noch mein Beitrag zum gelungenen „Final Fantasy XIII“, jetzt nach dem Abschluss der Hauptstory von „Final Fantasy XIII-2“ mein weiterer Beitrag zum vermeintlichen Fanbase-Gebashe und Anti-Hypezerstören. Oder was man auch immer davon halten mag.

Denn „Final Fantasy XIII-2“ macht meines Erachtens fast alles richtig.

Wir schreiben das Jahr 003 AF nach dem Sturz von Cocoon (AF = After Fall (engl.)/ JS = Jahre Sturz (deu)). Die Bevölkerung von Cocoon arrangiert sich so langsam mit dem Leben auf Gran Pulse. Snow, Serah und ihre Freunde haben das kleine Dorf New Bodhum am Meer gebaut, in Anlehnung an Bodhum auf Cocoon, wo die dreizehn Tage der „Purge“ (die Zwangsausiedlung) begannen. Aber etwas stimmt nicht. Serah Farron, Schwester von Lightning kann sich als einzige daran erinnern, dass Lightning die Ereignisse am Ende von „Final Fantasy XIII“ wohlbehalten mit allen anderen zusammen überstanden hat. Aber Lightning ist nirgendwo zu sehen und niemand scheint sich daran zu erinnern, dass Lightning überlebt hätte. Als wäre das noch nicht genug, schlägt kurze Zeit später ein Meteor in der Nähe des Dorfes ein, Monster überfallen den Ort und ein geheimnisvoller junger Mann namens Noel Kreiss taucht auf und scheint auch mehr über den Verbleib von Lightning zu wissen. Zeitgleich in Valhalla, dem Ort jenseits von Raum und Zeit und Sitz der Götting Etro, kämpft Lightning zusammen mit einer Heerschar von Geschöpfen gegen einen mysteriösen Mann und seine Armee aus Monstern…

Knapp 60 Spielstunden später, inklusive relativ ungezwungenem Grinding, kann ich das Spiel fast beruhigt zur Seite legen. Die Geschichte wird wie immer gut vorangetrieben, auch wenn die Geschichte durch die Zeitreisen ein bisschen von dem im Vorgänger herrschenden Druck verliert. Es gibt den Plot und die Mission, aber nebenbei gibt es fast zuviel zu entdecken. Die Freiheit, nach und nach mehr Zeitepochen und Orte freizuschalten, steht schon fast in sehr krassem Kontrast zum Vorgänger und dem sehr storyzentrierten Gameplay. Hier steht das Gameplay im Vordergrund, vernachlässigt dabei aber nicht den roten Faden. Das ist sehr gut gelöst und dürfte besonders all jene schmecken, die die mangelnde Freiheit im Vorgänger kritisiert haben.

Partycharaktere gibt es so gesehen eigentlich nur zwei: Serah und Noel. Der dritte im Bunde ist ab einem bestimmten Punkt im Spiel ein Monster. Eine Menge der im Spiel bekämpften Monster können „gefangen“ und „trainiert“ werden. Das Paradigmensystem (also Wechseln der Sets von Charakterklassen über ein Auswahlmenü und halbautomatische Kämpfe) ist gleich geblieben, wobei ein Monster im Team immer eine fixe Rolle besitzt. Es gilt also auch, geschickt Monster in die Teamauswahl für die jeweiligen Paradigmen zu besetzen, um in den Kämpfen eine Chance zu haben. Kritiker werfen beiden Teilen vor, durch stures Knöpfchendrücken zum Sieg zu kommen. Dem muss ich hier vehement widersprechen. Es stimmt zwar, dass ein Großteil über die Auto-Battle-Funktion erledigt werden kann, aber die Kampfvorbereitungen sollte man nicht ignorieren. Für sehr effektive Paradigmenkombinationen ist eine strategische Planung notwendig, sowohl bei der Charakterentwicklung von Serah und Noel, als auch bei den Monstern. Für fast jeden Bossgegner ist immer eine spezielle Strategie notwendig, auch einige nicht-Bossgegner verlangen nach spezieller Behandlung.

„Final Fantasy XIII“ wurde ja schon einiges angekreidet. Ich kenne auch leider Leute, die den dreizehnten Teil der Rollenspielreihe nie durchgespielt haben, weil es ihnen zu linear war oder sie sich partou nicht mit dem sehr schnelligkeitsorientierten Kampfsystem angefreundet haben. Nun, was den ersten Kritikpunkt angeht, kann ich Entwarnung geben. „Final Fantasy XIII-2“ ist sehr non-linear gehalten und abseits der Hauptstory lädt das Spiel zum Entdecken, Grinden, Farmen und Kämpfen ein. Das Kampfsystem wurde mehr oder weniger unverändert übernommen, allerdings mit einer deutlichen Entschärfung. So wechselt das Spiel automatisch, sollte der Partyleader KO gehen, den Leader auf den anderen Charakter. Erst wenn er auch KO ist (und weil Monster keine Partyleader sein können) ist Game Over. Ihr seht eure Gegner auf der „Karte“ erscheinen und habt dann jeweils die Möglichkeit zu reagieren und zu fliehen, den Kampf einzuleiten oder den Gegner zu schlagen um so den Kampf mit einem Vorteil für euch einzuleiten. Die Charakterentwicklung wurde ebenfalls überarbeitet, es gibt nun keine kapitelbezogenen Einschränkungen bei der Charakterentwicklung mehr. Equipment lässt sich nicht mehr beliebig ausrüsten, es gibt eine Kapazitätsgrenze (die sich ausbauen lässt). Aufleveln der Waffen ist nicht mehr notwendig, ihr könnt stellenweise aber im Laden gegen Gebühr und den Eintausch von in Kämpfen erhaltenen Materialien höherwertige Gegenstände erwerben. Sogenanntes Monstermaterial verwendet ihr zum Aufleveln der Monster.

Soviel zum Spiel an sich, nun zu dem was dieses Spiel ausmacht. Es macht mir verdammt viel Spaß mal wieder ein Spiel zu spielen, dass Zeitreisen als grundlegende Spielmechanik implementiert und die gesamte Story drumherum aufbaut. Seit „Chrono Trigger“ habe ich mir wieder ein gutes Zeitreise-JRPG gewünscht und, so denke ich, auch bekommen. Ursache und Wirkung von Zeitreisen und Aktionen innerhalb der Zeitlinie sind gut in die Geschichte integriert, wenn auch stellenweise der Begriff des Paradoxons ein wenig stark beansprucht wird. Paradoxen sind zwar immer wieder witzig, aber alles damit zu erklären geht nach einiger Zeit auf die Nerven. Trotzdem ertappt man sich als Spieler imemr mal wieder dabei, die Zeitlinie vor und zurück zu überlegen, was wozu führt. Das heisst, wenn man abseits der Kämpfe und der Story sich gedanklich überhaupt an temporale Mechanismen und Paradoxen versuchen möchte.

Dieses Spiel ist ein Zugeständnis an fast alle modernen Errungenschaften der Technik und des Spielkomforts. Man kann fast jederzeit Speichern, es gibt Unmengen an Monster zum Sammeln (Pokémon.Prinzip, anyone?), Actionreiches Kampfsystem, nahezu freie Entdeckungsmöglichkeiten in den jeweiligen Spielabschnitten, Puzzleeinlagen, Interaktionen mit Social Networks und mehrere DLCs runden das Gesamtpaket ab. Wobei man bei den DLC ruhig kritisch sein darf und sich fragen, warum man den Käufern sowas antun muss. Optionale Bossgegner und Sidestorys gut und schön, aber einzelne Waffen? Kostüme? Bestes WTF-Beispiel ist die N7-Rüstung aus „Mass Effect“ für jeweils Noel und Serah. Niemals zuvor hat sich DLC so falsch angefühlt. Kann man haben, muss man aber nicht. Lohnt nur für Fans mit größerem Geldbeutel.

War ich anfangs noch sehr skeptisch beim Soundtrack, so muss ich nun gestehen, dass die Hintergrundmusik einige echte Ohrwürmer bereithält und stellenweise auch mit Stücken aus dem direkten Vorgänger aufwartet. Der Wiedererkenneffekt gerade bei den „alten“ Stücken ist enorm. Die Musik wirkt nicht immer wie aus einem Guss, man vermisst ein wenig die leitende Linie, die bei Uematsus Soundtracks vorherrschte und alles in ein stimmiges Gesamtkonzept gepackt hat. Trotzdem gibt es die Ohrwürmer die, wenn sie auch nicht Uematsus Klasse erreichen, für sich hervorragend zum Setting und der Stimmung im Spiel passt, speziell die etwas hektischeren oder traurigen Stücke sind erinnerungswürdig. Achja, und dann wäre da noch das „Crazy Chocobo“ Theme…

„Final Fantasy XIII“ ist meines Erachtens deshalb so linear geworden, weil man versuchen wollte, die sture Linearität eines „Call of Duty“ in ein „Final Fantasy“ zu pressen. Es war kein schlechtes Spiel, aber zu viele Spieler hatten falsche Erwartungen an das Spiel. „Final Fantasy XIII-2“ hat aus den Fehlern gelernt und trotz starkem Storyfokus ein sehr frei erkundbares JRPG abgeliefert, das versucht so vielen Spielern wie möglich zu gefallen. Ob es das schafft, muss jeder Spieler für sich selbst entscheiden. Und ob das „the way to go“ ist, bleibt auch abzuwarten. „Final Fantasy XIII“ hat versucht das JRPG in die Moderne zu katapultieren, und ist damit bei vielen Spielern gescheitert. „Final Fantasy XIII-“ macht in dieser Hinsicht einen Schritt zurück und zwei Schritte nach vorne und schafft es meines Erachtens, dem JRPG Genre den frischen Wind zu verpassen, den es so dringend braucht. Kritiker des Vorgängers können allenfalls noch das Kampfsystem bemängeln, aber alle anderen „Schwachpunkte“ wurden konsequent beseitigt. Und bitte versteht mich auch nicht falsch, „Final Fantasy XIII-„“ macht durch seine Existenz den Vorgänger nicht schlechter, sondern erst vollständig.

Auch wenn es hier nur ein bestehendes Szenario erweitert, macht es das doch mit sehr viel Liebe zum Detail und mit einem unfassbaren Umfang. Die Tiefe und Hintergrundgeschichte zu den Welten in „Final Fantasy XIII“ wurden damals nur angekrazt, jetzt mit der Fortsetzung wird das ganze Ausmaß des Epos erstmals wirklich greifbar. Ich jedenfalls hatte mit „Final Fantasy XIII-2“ eine Menge Spaß. Und wenn mir dieses Spiel eines gezeigt hat, dann dass die Zeit für ein neues „Chrono Trigger“ reif ist. Ich würde mich über eine würdige Fortsetzung freuen.

– Name und Systeme:
Final Fantasy XIII-2 (Xbox 360, PlayStation 3)

– Spieleranzahl:
1

– Mehrkosten:
mehrere DLC zu Storyergänzung, Kostüme, Waffen und optionale Bossgegner zu jeweils variablen Preisen, ich empfehle hier wie schon beim Vorgänger die Anschaffung des offiziellen Spielberaters von Piggyback (Kosten: ab 19,99€)

– gelungen:
Story, Spielumfang, Grafik, Soundtrack, freie Spielwelt, Sammeln der Monster

– weniger/nicht gelungen:
muss das Melken der Kunden mit den unzähligen DLC zu stellenweise nicht nachvollziehbaren Preisen wirklich sein?

– hätte besser sein können:
Übersetzungsunterschiede (z. T. nicht nachvollziehbar) zwischen englischer und deutscher Sprachversion,

– Kaufempfehlung für:
RPG-Fans, Entdecker und Sammler, Strategen, alle die auch Chrono Trigger mochten

Bitte beachten!
Dieses Spielereview unterliegt ausschließlich meiner persönlichen Betrachtungsweise und ist zu keinem Zeitpunkt dem Leser Objektivität schuldig. Die Eindrücke und Erfahrungen während des Spielens können, abhängig vom Gemütszustand der spielenden Personen, Fanboyallüren, verwendeter Technik und anderen ggfs. relevanten Faktoren stellenweise erheblich variieren. Dieser Artikel stellt keine Werbung im eigentlichen Sinne dar, sondern spiegelt lediglich meine eigene Betrachtung des Spiels wieder. Das Lesen dieses Artikels ist für alle Altersgruppen gestattet, für den Erwerb des Spiels gelten die jeweils gültigen nationalen Jugendschutzgesetze.

Das hier ist kein normales Review, es ist eine Liebeserklärung. An Videospiele und ihre Spieler. An das eine Element in dem Spiel, das uns dazu bringt, Stunden um Stunden in dieses Hobby zu investieren und etwas dafür zurückzubekommen. Spiele sind kulturelle Bereicherung und Computer-/Videospiele sollten davon nicht ausgenommen sein.

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