Review – Duke Nukem 3D

Wir können NIE von Shootern reden, ohne über IHN zu reden.
Wir können NIE über Releasetermine von Spielen reden, ohne IHN im Kopf zu haben.


Boom!

Come get some!

Das Jahr 2010 nähert sich mit unerbittlichen Schritten seinem Ende zu und das Erscheinen des wahrscheinlich längsten Running-Gags der Spieleindustrie, „Duke Nukem Forever“, steht in einige Monaten an. Was für mich Grund genug war, ein Schnäppchen kurz vor den Weihnachtsfeiertagen zu tätigen und mir ein wahrlich altes Spiel zu kaufen. Nicht ganz so alt, wie „Commander Keen“, aber es spielt alterstechnisch in fast derselben Liga.


An epic of epic epicness!

„Duke Nukem 3D“… ein echter Klassiker. Leider nicht ganz ohne Spuren des Zahns der Zeit, aber in großen Teilen dank des Kultcharakters in Würde gealtert.

Ich muss zurückblicken. Auf eine Zeit, in der einiges einfacher war. Und vielleicht auch besser. Wo ein Schulkumpel sich das Spiel zum Release bestellt hatte in einer Sammlerausgabe samt T-Shirt, Mousepad und was es damals halt so für netten Schnickschnack gab. Wo es noch richtige Spielekartons gab mit gedruckten Anleitungen und ohne übertriebene Maßnahmen, um ehrliche Käufer daran zu hindern in Ruhe legal das Spiel zu spielen. Wo Kinder noch Videospiele kaufen konnten ungeachtet des Alters. Es war eine andere Erfahrung, speziell für mich, der damals nicht neu war mit Computern (wir schreiben das Jahr 1996), aber nun ein eigenes Gerät besaß, das es galt auszureizen. Auch spieletechnisch. Und das Spiel war zwar ungewohnt, und ich habe auch zuerst spielen lassen und zugesehen, mich dann aber auch ganz gut in das Spiel eingewöhnt und Spaß an den markigen Sprüchen des Dukes gehabt.


Space, the final frontier…

Knapp 15 Jahre später sollte ich in Zeiten von 64bit Betriebssystemen und DOS-freien Benutzeroberflächen erneut eine Möglichkeit erhalten, diese Perle zu spielen. In Zeiten von perfekt angepassten Emulatoren stellt selbst die 64bit Hürde von Prozessoren und modernen Betriebssystemen kein Hindernis dar, alte Spiele nicht auch auf aktuellen PCs lauffähig zu bekommen. Zuviel doppelte Verneinung in einem Satz? Entschuldigung, ich schweife ab. Das Spiel ist die sog. „Atomic Edition“ und ist quasi die komplette Packung des Spiels, inklusive der damals zuerst nur über das „Plutonium PAK“-AddOn erhältlichen 4. Episode „The Birth“.

Von technischer Seite gibt es jedenfalls keine Probleme. Wondows Vista und Windows 7 User sollten sowohl das Spiel selbst, als auch das Setup zur Konfiguration zwingend als Administrator starten, da einige Dateien sonst nicht geschrieben werden können, die notwendig sind. Die Einrichtung klappt ganz gut, eigentlich muss nur die Steuerung angepasst werden, da das altbekannte WASD-Schema zur Bewegung erst später populär wurde und ein wenig Fummelei zur Umstellung erforderlich ist. Mit der Standardbutton-Belegung gewinnt man jedenfalls keinen Blumentopf. Maus entsprechend konfiguriert und ab geht die Post.


Wie aus den drei kleinen Schweinchen ein großes Hässliches wurde…

Nach dem obligatorischen Intro erwartet einen das Hauptmenü, hinterlegt mit einer selbstablaufenden Demo des Spiels. Es lassen sich die vier Episoden auswählen, die da sind:
– L.A. Meltdown
– Lunar Apocalypse
– Shrapnel City
– The Birth

Insgesamt über 25 Einzellevel, die auf den Spieler warten. Je nach Können und Schwieirgkeitsgrad fix durchzuspielen, geübte Spieler dürften nach ca. 3 Stunden durch sein. Wer sich, wie ich, den Weg allerdings stellenweise zusammensuchen muss, wird einiges mehr an Zeit investieren. Immerhin kommt einem das Spiel dabei nicht in die Quere, die Levels sind bis auf wenigste Ausnahmen sehr offen gebaut, so dass man auch Umwege und Abzweigungen nehmen kann. Geheimverstecke und Extrawaffen inklusive lässt sich auch der Forscher und Sammler befriedigen.

Die Schwierigkeitsgrade sind in die folgenden vier Stufen unterteilt:
– Piece of Cake
– Let’s Rock
– Come Get Some
– Damn I’m Good (nur hier Respawning der Gegner)
unt unterscheiden sich im Gegneraufkommen, Widerstandsfähigkeit der Gegner, Anzahl der herumliegenden hifreichen Items und Munition sowie Respawning.


Die RPG ist die Waffe, nicht das Genre!

Was es zu tun gilt? Den Levelausgang erreichen. Und wenn notwendig: die Gegner beseitigen, um zu überleben. Schlüsselkarten und Zusatzausrüstung finden (Tauchanzug, Schutzstiefel, Nachtsichtgerät) um den Ausgang über diverse Umwege zu erreichen. Kleine Schalterrätsel inklusive. Und ab und an den Gogo-Tänzerinnen einen Dollar zustecken, damit diese das Oberteil öffnen und die verpixelten verzierten Brüste wackeln lassen. Womit ich zum größten Punkt komme: dem Stil des Spiels.

Bei diversen Gegnerbegegnungen, Gegenständen wie Toiletten, Mädels oder wenn man einfach eine Zeit lang nichts tut, lässt der Duke immer mal wieder seine berühmten Sprüche ab. Teils inspiriert von älteren Filmen oder auch anderen Spielen, teils Eigenkreationen. Und gibt dem Ganzen damit eine sehr kernige, spaßige Note. Das macht den Hauptreiz des Spiels aus, da es sich an vielen Stellen einfach nicht ernst nimmt und man es auch nicht ernst nehmen kann.


Barbeque… hmmm!

Das Waffenarsenaal ist dabei ebenso groß wie einfallsreich. Von der Handfeuerwaffe über Shotgun, Raketenwerfer, Haftminen, Rohrbomben und Schrumpfstrahlern ist eigentlich alles dabei. Diverse Hilfsmittel, wie das Jetpack, der Holo-Duke (zur Gegnerablenkung), Nachtsichtgeräte etc. helfen dem Spieler dabei, den Levelausgang bzw. einige der schwer zugänglichen Stellen zu erreichen. Die Gegner gibt es in verschiedenen Ausführungen. Von den mutierten „Schweinecops“ über Aliens zu laufenden Echsen bis hin zu den ganz großen Wichsern (die Endgegner) gibt es einiges an Abwechslung. Und sollte, zwecks eigenem Überlebens, entweder umgangen oder erledigt werden. Für ungeübte Spieler bietet dieses Spiel (wie fast alle Spiele seiner Zeit) Cheat-Codes, die es ermöglichen, das Spiel deutlich einfacher durchzuspielen. Wobei man damit eigentlich den Großteil des Charmes verpasst und sich selbst ein wenig den Spielspaß vermiest. Immerhin eine Entscheidung, die der Spieler damals noch selbst treffen konnte und ihm nicht vom Entwickler oder Publisher oder diversen Kopierschutzmechanismen abgenommen wird.

Zur Grafik muss man keine großen Worte verlieren. Nach modernen Maßstäben Schrott, aber damals eine echte Neuerung. Interessant ist an dieser Stelle, dass entgegen dem Titel keine 3D Darstellung im Spiel erfolgt. Über eine speziell angepasste Engine ist es möglich, Flächen und Texturen schräg/angewinkelt darzustellen und war damit dem Klassiker Doom grafisch einen größeren Schritt voraus. Der nächste Schritt erfolgte später mit „Quake. Daher erforderte dieses Spiel seinerzeit keinen 3D-Grafikbeschleuniger, sondern war auf normalen 2D-Grafikchipsätzen heimisch und erforderte keine großartige Performance. Die Option, höher aufgelöste Texturen zu verwenden, sollte in jedem Fall aktiviert werden. Optional ist es möglich, über eine Erweiterung im Netz das Spiel mit wesentlich höher aufgelösten Texturen zu versehen und ein wenig „fitter“ für das Jahr 2010/2011 zu machen. Ich für mich kann mich mit dem trashigen Retro-Pixel-Look hingegen sehr gut arrangieren und werde keine derartigen Veränderungen vornehmen. Ich wollte die Möglichkeit nur mal erwähnen, speziell für die Fraktion von Spielern, die allen Ernstes Grafik über Gameplay stellen. Der Sound ist nach heutigen Maßstäben ebenfalls als nicht konkurrenzfähig zu beurteilen. Im Hintergrund dümpeln mal mehr, mal weniger atmosphärische MIDI-Stücke ins Spielerohr, ohne großartig Eindruck zu hinterlassen. Das ist zu verschmerzen, trübt aber den ansonsten guten Gesamteindruck ein wenig. Die Waffengeräusche sind nichts Besonderes, fangen das Geschehen aber gut ein.


Mit Faustfeuerwaffe auf Gasflaschen schießen… don’t try this at home!

Das Spiel ist Kult. Trotz der Gewaltkontroverse von damals, trotz der Mängel und trotz der Tatsache, dass es fast 15 Jahre alt ist. Jeder, der sich nur ansatzweise Spieler nennt, muss dieses Spiel zumindest einmal in seinem Leben gespielt haben. Am Duke führt einfach kein Weg vorbei. Dieses Spiel und sein Hauptcharakter haben nicht nur maßgeblich geholfen, ein ganzes Genre weiterzuentwickeln. Es prägt eine ganze Generation von Spielern. Es gibt keinen den ich kenne, der nicht nostalgisch und lobend über „Duke Nukem 3D“ erzählt, wenn ich das Spiel bzw. seine Figur erwähne. Ein unsterblicher Klassiker. Für Erwachsene wohlgemerkt. Und weil ich jetzt wieder mit dem leidigen Thema komme… das Spiel befindet sich seit 25. Juli 1996 (inklusive aller inhaltsgleichen Versionen für Konsolen etc.) auf dem Index für jugendgefährdende Schriften.

Da ich keine Werbung mache, darf ICH hier an dieser Stelle auch keine Angabe darüber machen, wo im Internet man dieses Spiel erwerben kann. Diese Regelung hindert jedoch nicht meine Besucher und Leser daran, sich in Kommentaren darüber auszutauschen, wo man dieses Spiel im Internet käuflich legal erwerben kann. Eine Zensur findet von meiner Seite aus nicht statt. In jedem Fall gilt das deutsche Jugendschutzgesetz, das den Verkauf in Deutschland an Minderjährige untersagt. Ich hoffe, ich habe mich unmissverständlich ausgedrückt 🙂


Für das kulturelle Ambiente ist ebenfalls gesorgt. Denn „Attack of the Bleached Blonde Biker Bimbos“ sollte jeder einmal gesehen haben.

– Name und Systeme:
Duke Nukem 3D (PC, Betriebssystem DOS)

– Spieleranzahl:
1 (Einzelspieler), 1-8 (Mehrspieler Netzwerk)

– Mehrkosten:
keine

– gelungen:
Steuerung, Gameplay, Schwierigkeitsgrad, Grafik (dem Alter angemessen), Sprüche

– weniger/nicht gelungen:
künstliche Streckung der Spielzeit mit verworrenen Levels, für geübte Spieler zu einfach

– hätte besser sein können:
Storytelling bis auf die Abspannszenen und eine Extrasektion im Spielmenü nicht vorhanden, MIDI-Musikuntermalung nicht herausragend

– Kaufempfehlung für:
Spieler, die sich „Duke Nukem Forever“ zulegen wollen und den Vorgänger nicht kennen, sowie Fans vom Duke, Retrogamer und Nostalgiker

Bitte beachten!
Dieses Spielereview unterliegt ausschließlich meiner persönlichen Betrachtungsweise und ist zu keinem Zeitpunkt dem Leser Objektivität schuldig. Die Eindrücke und Erfahrungen während des Spielens können, abhängig vom Gemütszustand der spielenden Personen, Fanboyallüren, verwendeter Technik und anderen ggfs. relevanten Faktoren stellenweise erheblich variieren. Dieser Artikel stellt keine Werbung im eigentlichen Sinne dar, sondern spiegelt lediglich meine eigene Betrachtung des Spiels wieder. Das Lesen dieses Artikels ist für alle Altersgruppen gestattet, für den Erwerb des Spiels gelten die jeweils gültigen nationalen Jugendschutzgesetze.